Kapitel 1: Erste Begegnung

Mansun schaute auf die Schlacht die vor ihm tobte. Da er auf einem Berg stand, sah er gut, wie Saladin´s Truppen sich durch die Reihen der Kreuzfahrer mähten. Er hatte einen komplizierten Auftrag bekommen, der ihm, wie er hoffte, endlich den Respekt Al Mualim`s einbringen würde den er verdiente. Es ging um einen einfachen Mord, soweit schön und gut, aber eines der kommandierenden Generäle der Armee Saladin´s auszuschalten war schon schwer. Es war kein Opfer, das sich mit mickrigen vier Wachen auf den Weg machte, nein, es war ein Feigling der, von etlichen hochgerüsteten Truppen bewacht, in seiner Hütte hockte. Ein Schatten fiel auf Mansun und er wirbelte herum. Vor ihm stand eine große Gestalt, die genau wie er in das zeremonielle, schwer zu waschende Weiß der Assassinenbruderschaft gehüllt war. ’€žNa gut’€œ, dachte sich Mansun, ’€žnicht mehr ganz Weiß, aber Blut ist schwer abzukriegen’€œ. ’€žFriede sei mit euch Bruder’€œ,rief der Fremde mit einer nicht unangenehmen aber doch respektgewohnten Stimme. ’€žJaja und mit euch, ’€žerwiderte Mansun verägert, ’€žIch bin in einem heiklen Auftrag unterwegs, also störe mich nicht.’€œ, setzte er hinzu. ’€žDa wäre ich nicht drauf gekommen’€œ, meinte der Fremde spöttisch, ’€žIch dachte, Ihr säßet nur zum Spass in Lauerhaltung auf einem Berg. Zu eurer Information: Ich bin Altair, ja der Altair, bevor Ihr fragt und ich bin, ob Ihr es glaubt oder nicht, auch in einem heiklen Auftrag unterwegs.’€œ ’€žTut mir leid’€œ, antwortete Mansun, ’€žaber mir ist kein Altair bekannt.’€œ Natürlich wusste Mansun wer Altair war, nämlich Al Mualim´s Schoßhündchen, aber er hatte auch gehört, dass dieser sich fürchterlich darüber aufregen würde, wenn jemand seinen Namen nicht kannte. ’€žWas?’€œ, rief Altair, ’€žIhr habt noch nie von mir gehört?Dem Befreier von Damaskus? Dem Alptraum Jerusalems? Das kann nicht sein! Mein Name ist jedem bekannt! Also’€¦unglaublich!’€œ Mansun konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen, dieser Altair war wirklich so ein eingebildeter Fatzke wie alle glaubten. Noch während dieser sich über sein Unwissen aufregte, sprang Mansun auf sein Pferd und ritt zum Lager seines Opfers.

An seinem Ziel angekommen, bat Mansun um eine Audienz bei General Sarif. ’€žDu kannst gleich rein, mit so einem anderen Bittsteller.’€œ, sagte eine Wache zu ihm. Mansun wunderte sich wer der andere Bittsteller sein könnte, aber eigentlich war das egal. Gegen Zeugen hatte er nichts, solange sie sein Gesicht nicht sahen. Als er jedoch in Sarif´s, augenscheinlich in aller Eile gebautes Hüttchen eintrat, riss er Augen und Mund auf. Vor ihm stand Altair. ’€žWie?Aber?Ich?’€œ, stammelte Mansun. Das konnte gar nicht sein. Er hatte einige Stunden gebraucht um von dem Berg herunter zu kommen und zum Lager zu reiten, das weiter weg war, als er angenommen hatte. Währenddessen hatte er keinen anderen Reiter gesehen. ’€žWundert euch nicht Bruder’€œ, sagte Altair grinsend zu ihm, ’€žso habe ich schon einen Haufen Leute verwirrt.’€œ ’€žBruder? Ihr zwei seid verwandt?’€œ, fragte ein kleiner Kerl auf einem riesigen, sicher schön weichem Divan, vor dessen Füßen eine gigantische Karte ausgebreitet lag. Mansun kniff die Augen zusammen, ja das war sein Opfer. Schnell wägte er seine Möglichkeiten gegeneinander ab, sollte er Sarif jetzt schon an die Gurgel gehen, oder sollte er auf eine günstigere Gelegenheit warten? Mansun entschied sich dafür zu warten, allein weil er Altair nicht zeigen wollte, dass er seinen Opfern lieber die Lunge durchbohrte, als ihnen die Zeremonialklinge spektakulär in den Kopf zu rammen. ’€žNein, wir sind nicht verwandt’€œ ,meinte Altair mit hämischen Grinsen. Mansun erschrak, wenn Altair jetzt sagte sie seien Assassinen, müsste er sein Opfer erlegen. Altair würde überall rumerzählen, dass er nicht wie vorgeschrieben den Kopf durchbohrte und er würde bestraft werden. ’€žMein Bruder und ich sind als gläubige Muslime erzogen worden’€œ, fuhr Altair fort. Mansun stuzte, was sollte das jetzt? ’€ž aber’€œ, log Altair weiter, ’€žwürde ein gläubiger Moslem Wein bei sich haben?’€œ Mit diesen Worten riss er Mansun den Weinschlauch, den er immer dabei hatte um Verletzungen vorzutäuschen, von der Brust. ’€žIch habe noch nie etwas daraus getrunken!’€œ, rief Mansun erschrocken. Das stimmte sogar, da Mansun aus irgendeinem Grund viel zu schnell besoffen wurde und in diesem Zustand nicht einmal mehr geradeausgehen konnte, ganz zu scheigen von der Ausführung eines Mordes.
’€žLügen! Ausflüchte! Du bist kein Jünger Mohammeds! Du bist ein Christ! Ein Ungläubiger!’€œ ereiferte sich der General und stand langsam auf, wobei er ständig mit dem Arm in der Luft herumfuchtelte. Mansun sah sich zum Handeln gezwungen und setzte zum Sprung an. Plötzlich fühlte er einen harten Schlag auf den Schädel, in seinen Ohren klingelte es laut und er hörte Altairs Stimme: ’€žMeine Güte, du hast einen harten Schädel.’€œ Und Mansun versank ins Schwarze’€¦

Durch den pochenden Nebel seiner Kopfschmerzen vernahm er Altairs Stimme: ’€žAch was, das war doch nichts.’€œ
Langsam öffnete Mansun sie Augen. Er befand sich auf einem großen Platz, Hände und Füße aneinandergebunden. Vor ihm standen Altair und der General, sowie dessen Leibgarde, ein Haufen schwergerüsteter Kerle, einer größer als der andere. ’€žDoch’€œ, meinte der General gerade, ’€žirgendetwas muss ich euch doch geben können.’€œ Was General nicht sah, Mansun aufgrund seiner knieenden Haltung jedoch gut erkennen konnte, war Altair´s versteckte Klinge, die soeben die Stelle einnahm, an der sich vor langer Zeit sein Ringfinger befunden hatte. Gelangweilt stieß Mansun Luft aus. Jetzt kam sicher wieder irgendein dummer Spruch und dann würde Altair sein Opfer umbringen. Na ja egal. Solange er ihn wieder aus dieser misslichen Lage befreite.
’€žEs gibt wirklich etwas, das ich gerne hätte.’€œ, meinte Altair. ’€žUnd was wäre das?’€œ, fragte der General. Mansun schüttelte den Kopf, was seine Kopfschmerzen noch mehr verschlimmerte. Wie konnte jemand so dumm sein? Altair hätte genausogut sagen können: Sie werden sterben und zwar in 3..2..1.. . Aber vielleicht sind manche Leute wirklich so blöde. Altair antwortete prompt: ’€žEuer Leben’€œ, und als wollte er dem General beweisen, dass er es ernst meinte, stieß er ihm seine Faust gegen den dicken Hals. Im selben Moment drehte Altair sich auf der Stelle,zog seine Klinge aus dem Leib seines Opfer und duckte sich unter einem Schwerthieb weg. Schnell sprang er auf, zog sein Schwert und sprang in der selben Bewegung sein nächstes Opfer, einen einfachen Soldaten, der hinzugekommen war an und hieb ihm sein Schwert in die Brust. Als der Soldat unter ihm zusammenbrach rettete Altair sich mit einem Sprung. Mansun schaute vergnügt zu, er liebte schnelle Kämpfe. Ausserdem wollte er nicht verpassen, wie Altair einen Fehler machte. Der erwartete Fehler kam auch schnell, da Altair sich mit seinem spektakulären Sprung vor das Schwert einer Wache beförderte. Mansun summte vor Vorfreude, hoffentlich würde Altair der hohle Kopf abgehauen werden, aber von diesen Wachen wollte er nicht zuviel erwarten, ein Arm reichte völlig. Zwar sollte Altair ihn noch retten, jedoch hätte er es lieber gesehen, wenn Altair tot wäre. Aber dieser hatte unverschämtes Glück, die Wache vor ihm stand in perfekter Position für einen Hieb, aber sie schlug nicht zu! Stattdessen glotzte sie Altair blöde an und forderte ihn gewissermaßen heraus ihr das Schwert in den Bauch zu stechen. Altair befolgte die nonverbale Aufforderung und rannte danach zu seinem Pferd. ’€žAltair? Ihr wollt mich doch wohl nicht etwa hier sterben lassen, oder? Ihr habt mich hier reingeritten, jetzt holt Ihr mich hier wohl auch wieder heraus?’€œ Altair´s Antwort bestand aus einem hämischen Grinsen und einem kurzen Armwinken, als er davonsprengte.
Mansun knirschte vor Wut mit den Zähnen. Erst die Wache die zu dumm zum zuschlagen war und nun das! Schnell wollte er aufstehen und ebenfalls zu seinem Pferd laufen, aber dann fiel ihm auf, dass er noch immer gefesselt war. Leise fluchend fuhr er seine versteckte Klinge, die er seine Zeremonialklinge nannte, wenn er guter Laune war, aus und schnitt die Fesseln an seinen Beinen durch. An die Hände kam er nicht ran, also mussten die Füße reichen. Mansun stand auf und rannte weg, in der Hoffnung an ein Schwert zu kommen, an dem er seine Fesseln loswerden konnte. Plötzlich hörte er hinter sich ein leises Pfeifen und seine Fesseln waren zerschnitten. Eine Wache hatte versucht ihm den Rücken aufzuschneiden, aber nur die Fesseln erwischt. Endlich auch einmal Glück gehabt. Lachend drehte Mansun sich um und packte die Schwerthand der Wache, die erneut versuchte zuzuschlagen. Den Schwung des Hiebes ausnutzend zog Mansun die Wache ein bisschen nach vorne und brach ihr Gleichgewicht. Dann machte er einen Schritt nach vorne, drehte sich einmal um sich selbst, sodass er hinter der Wache stand, kniete sich hin, griff mit beiden Armen nach oben, verschränkte sie um den Hals der Wache und zog die Arme ruckartig nach unten, wobei der seine Schultern als Hebel benutzte. Das Ergebnis war ein lautes Krachen, das durch das Lager hallte und ein dünnes Blutrinnsal, das aus dem Mund der Wache lief, die mit einem unmöglichen Winkel im Hals im Staub vor Mansun lag. Dieser stand auf und schaute sich, mit dem Schwert der Wache in der Hand, nach weiteren Verfolgern um. Statt einer Horde mordlüsternder Krieger sah er nur ein schreckensbleiches Häuflein Soldaten die ihn mit eindeutiger Angst im Blick anstarrten. Plötzlich rief einer von Mansuns Verfolgern: ’€žEr ist Sheitan! Lauft er wird euch töten, so wie er Salal tötete, indem er euch berührt! Lauft um euer Leben’€œ Und wie ein Mann machten seine Verfolger kehrt und rannten davon. Mansun wahr ziemlich erstaunt, natürlich konnten nur wenige Leute bewaffnete Soldaten mit bloßen Händen umbringen, aber dafür gleich als Satan hingestellt zu werden? Abergläubiger Haufen. ’€žEgal’€œ, dachte Mansun, ’€žmir soll es recht sein.’€œ Ohne Hast ging er zum Pferdestand und ritt nach Masyaf. Nur mit Altair hatte er noch eine Rechnung zu begleichen.