Fan Fiction von Keksus: Ein Glaubensbekenntnis

Prolog

Jerusalem, Palästina
4. Juni 1191 A.D.
Mitternacht

Seit 3 Tagen bin ich ihm auf der Spur. Und seit 3 Tagen weiß er nichts davon.
Doch vielleicht weiß er, dass es Leute gibt, die ihn nicht gerne so sehen wie er aktuell ist.
Am Leben. Er ist vorsichtig. Bewegt sich nie ohne seine Leibgarde aus dem Haus, und schläft
immer mit einem Dolch neben seinem Bett. Doch heute wird er das letzte Mal seine Augen schließen.
Denn ich habe eine Möglichkeit entdeckt ihn zu erledigen. Er lässt sich zwar selbst während seines Schlafes bewachen, doch er hat einen Fehler gemacht. Denn seine Wachen brauchen ebenfalls Schlaf. Und die Wachablösung ist in tiefster Nacht, wenn die gesamte Stadt bereits schläft und nur wenige Wachen auf den Strassen patrouillieren. Normalerweise ist es nicht meine Art die Zielperson heimlich und in tiefster Dunkelheit zu eliminieren, doch diesmal ist das kein großes Problem. Mein Ziel ist schon seit mehreren Monaten im Gespräch der Stadt, und die Gründe für seinen Tod sollten schnell klar werden.
Doch mich interessieren die genauen Gründe nicht. Für mich gibt es nur ein Ziel, und das ist gerade unbewacht. Deshalb muss ich schnell handeln.
Die Ablösung für die Wachen, welche gerade den Raum verlassen haben, müsste bald da sein.
Ich springe von dem Dach, auf welchem ich die ganze Zeit auf diesen Augenblick gewartet habe, auf einen Balken, der genau unter dem Fenster meines Opfers endete. Ich renne den Balken entlang und springe nicht gerade lautlos durch das Fenster.
Er erwacht. Doch es ist zu spät für ihn. Ich lasse meine Handgelenksklinge bereits hervorschnellen und versenke sie noch in derselben Bewegung in der Kehle meines Opfers.
Er will noch schreien, doch seinem offenen Mund entfährt kein Ton mehr. Durch meinen geräuschvollen Eintritt in das Gebäude schien ich die Wachen aufgeschreckt zu haben. Denn sie rennen gerade wieder durch die Tür. Ich blicke sie noch kurz an und lächle ihnen zu, obwohl ich bezweifle, dass sie das sehen. Denn meine Kapuze hüllt mein Gesicht in Dunkelheit.
Und schon verlasse ich das Gebäude wieder auf demselben Weg über den ich es betreten hatte. Ich springe wieder auf das Dach des Gebäudes auf dem ich gelauert hatte, und setze meinen Weg fort.
Ich springe auf das nächste Gebäude, und habe bereits mein letztes Ziel für diesen Auftrag in Sicht: Die Stadtmauer. Da es Nacht ist und die Stadttore geschlossen sind, habe ich nur eine Chance aus der Stadt zu entkommen: Ich muss auf die Stadtmauer gelangen und dann auf der anderen Seite wieder herunter springen. Durch mein jahrelanges Training ist das aber kein allzu großes Problem für mich. Ich renne auf den Rand des letzten Gebäudes zu, das es noch vor der Stadtmauer gab.
Schließlich erreiche ich ihn, und springe mit einem Satz auf die Mauer zu. Ich erreiche gerade noch einen kleinen Vorsprung, und halte mich daran fest.
Um die Stadtmauer zu erklimmen muss ich noch etwa 5 Meter nach oben klettern. Deshalb setze ich zu einem Sprung an, um einen weiteren Vorsprung weiter oben zu erreichen.
Kurz bevor ich den Vorsprung erreiche bleibt die Zeit für mich fast stehen. Denn ich bemerke, dass mein Sprung nicht hoch genug war. Ich kann den Vorsprung gerade noch mit den Fingerkuppen erreichen und rutsche fast ab.
Mit einem letzten Ruck schaffe ich es gerade noch mich festzuhalten. Nun muss ich mich beeilen. Denn als ich zurückblicke, sehe ich bereits Fackelschein und vernehme das wütende Gebrüll der Wachen.
Anscheinend sehen sie mich noch nicht, und meine dunkle Kleidung, die ich immer trage wenn ich in der Nacht aktiv bin, verschafft mir noch zusätzlichen Schutz.
Ich beeile mich dennoch lieber, und erklimme die restliche Mauer. Ich springe von der Mauer und rolle mich dann ab. Dann renne ich noch etwa 10 Meter weiter zu einer kleinen Felsformation, hinter der ich mein Pferd versteckt hatte.
Ich besteige es und reite mit ihm zurück ins Gebirge. Für diesen Auftrag gibt es kein Geld und keine Belohnung. Denn ich bin kein einfacher Mörder. Ich bin Altaïr, Meisterassassine. Ich töte nicht für Geld, sondern für Raschid al-Din, den Alten vom Berge der mir diesen Auftrag über einen Unterhändler erteilte. Und ich bin nicht der Einzige.

 

Kapitel 1

Jerusalem, Palästina
5. Juni 1191 A.D.
kurz nach Mitternacht

Die Wachen verfolgen mich nicht weiter. Denn mitten in der Nacht war niemand wach, der ihre Pferde hätte satteln können. Ich beschließe, mich weit von der Stadt entfernt bei einer Oase zu verstecken und auszuruhen. Ich hatte 9 Ziele über den Unterhändler erhalten. 9 Personen die meiner Klinge zum Opfer fallen müssen um meinen Einzug ins Paradies zu sichern. Die Meisten müssen nur einen töten. Doch ich war feige. Nach dem Tod des Opfers, der für mich dieser eine sein sollte, floh ich. Aber was noch schlimmer war: mein Opfer überlebte den Anschlag! Da ich allerdings nach Masyaf zurückkehrte bekam ich diese neue Chance. 3 Personen von diesen 9 weilen nun schon nicht mehr unter den Lebenden. Und der 4. wird bald folgen. Das nächste Ziel ist der Herrscher von Damaskus. Nicht mehr lange und auch er wird merken wie vergänglich das Leben doch ist, obwohl er mit dieser Erkenntnis wohl kaum sein Leben bereichern können wird.
Nach einigen Stunden erreiche ich die Oase und schlage mein Lager auf. Zwischen einer Felsformation und einigen Palmen ist es gut vor Blicken geschützt. Mit diesem Wissen kann ich mich zur Ruhe legen. Zur Sicherheit schlafe ich aber immer mit einem offenem Auge und einem offenem Ohr.

*

Toulouse Stadtkern, Frankreich
4. Mai 2260 A.D.
21:30 Uhr

„Animus wiederhergestellt.“, ertönt eine elektronische Frauenstimme. Mit diesen Worten erwacht Trassia erschöpft und legt ein Visier ab, mit dem sie Zugriff auf ihr genetisches Gedächtnis erlangt. Sie ist 22 Jahre alt, sehr sportlich, hat türkise Augen und kurze schwarze Haare, die ihr bis zu den Ohren reichen, leicht nach hinten gegeelt sind und in einem Fransenschnitt enden. So erschöpft wie jetzt fühlt sie sich immer, wenn sie aus der Maschine kommt, welche vom Aussehen her an einen Sarg erinnert, nur, dass dieser hier eher rund ist, aus Kunststoff besteht und einen Plexiglasdeckel besitzt, der nur über den Augen verläuft, und auf welchem ein Menü eingeblendet wird.
Es ist das Jahr 2260. Und es sieht nicht gerade gut für die Welt aus. Ein uralter Geheimbund, über den es so gut wie keine Informationen mehr gibt, erhob sich vor 2 Jahren wieder aus dem Untergrund. Genau hier kommt Trassia ins Spiel; denn sie ist eine Nachfahrin eines der Berühmtesten dieses Geheimbundes. Vor kurzem wurde eine erstaunliche Technologie entwickelt, mit der es möglich ist Lebensabschnitte eines Vorfahren zu erleben. Dies ist der erste Lichtblick seit Jahren, den es gibt um diesem Alptraum ein Ende zu bereiten. Denn seit die Assassinen wieder erschienen sind gab es viele Tote. Und jeden Tag werden es mehr. Die Assassinen haben nur ein Ziel: sie wollen alle Regierungen stürzen um die Weltherrschaft zu erlangen. Und dabei gehen sie nicht gerade zimperlich vor. Ihre Ziele sind nicht mehr nur hohe Politiker, sondern auch Machthaber außerhalb der Politik. Sie versuchen zwar Schäden an Unschuldigen in Grenzen zu halten, doch oftmals sind diese unvermeidbar. Und für die Assassinen zählt praktisch nur ihr Ziel.
„Was hast du herausgefunden?“ Jonathan stellt ihr diese Frage. Jonathan ist der typische Wissenschaftler. Kurze, graue Haare und trotz seines Alters noch recht sportlich. Er trägt einen typischen weißen Wissenschaftlerkittel, darunter ein blaues Hemd und eine rote Krawatte. Er leitet nicht nur das „Project Assassins“, welches er so getauft hatte, er erfand auch die Maschine, welche Trassia benutzt um mehr über die Assassinen zu erfahren. Und er muss Ergebnisse liefern. Denn wenn er das nicht tut, wird ihm der Geldhahn zugedreht werden. Doch das ist nicht das einzige Problem mit dem Projekt. Denn Trassia ist, in der kurzen Zeit, seit der er sie kennt, zu seiner besten Freundin geworden. Man könnte fast sagen, dass sie wie eine Schwester für ihn ist. Er hat jedes Mal eine riesige Angst um sie, wenn sie die Maschine benutzt, da er glaubt, seine Erfindung könne auch gefährlich werden. Er weiß nicht, was passieren würde, wenn die Person ihr Leben aushaucht, deren genetisches Gedächtnis sie gerade abruft. Würde Trassia dann auch sterben? Oder würde sie wieder normal aufwachen? Aber darauf kann er sich jetzt nicht konzentrieren. Sie beide haben weitaus größere Probleme. Schließlich haben sie genug damit zu tun im Hier und Jetzt zu überleben. Denn jeden Tag gewinnen die Assassinen immer mehr an Einfluss. Und mit einigen kleinen Attentaten ist es schon nicht mehr getan. Sie haben eine Armee aufgestellt und greifen immer öfter die Stadt an.
„Wie immer nichts Neues. Seit der Abreise von Burg Masyaf gab es nur Attentate in verschiedenen Orten, von denen ich noch nie etwas gehört hab. Jerusalem, Damaskus und Akkon“, sagt Trassia, während sie in einem kleinen Zimmer den hautengen grauen Anzug mit gelben Streifen, die als elektrische Leiter fungieren, den sie in der Maschine tragen muss, ablegt und sich wieder ihre Alltagskleidung, ein schwarzes schlappriges T-Shirt und eine Jeans, anlegt.
„Es ist unsere einzige Chance. Immerhin haben wir schon Fortschritte gemacht. Vor ein paar Wochen wussten wir noch gar nichts. Und jetzt haben wir immerhin schon einmal Anhaltspunkte…“. Jonathan will seinen Satz fortführen, doch er wird unterbrochen.
„Die uns nichts bringen!“, sagt Michael grimmig. Er ist der Anführer der Gruppe von Männern, die den Hauptsitz der Assassinen stürmen sollen, sobald er gefunden wird. Bis dahin sind sie damit beauftragt das Projekt zu schützen. „Wir müssen nur herausfinden wo diese Städte, Jerusalem, Damaskus und Akkon, liegen. Dann haben wir, was wir brauchen!“ Jonathan hasst Michael. Denn dieser hat nur eins im Sinn: er will ihn niedermachen. Wenn es nach Michael ginge würde er im Alleingang rausgehen und jeden seiner Feinde niedermähen. Doch das würde nie funktionieren, denn die Assassinen sind schon jetzt viel zu zahlreich und sie gewinnen stetig neue Anhänger. Sie sind keine kleine Sekte mehr, die nicht einmal 1000 Anhänger hat; sie sind zur einzigen Bedrohung geworden, die es noch auf der Welt gibt. Auch sind sie so machtgierig wie in der Vergangenheit, doch zeigen sie es jetzt viel offener und unterstreichen es mit viel aggressiveren Methoden.

 

Kapitel 2

Toulouse Stadtkern, Frankreich
5. Mai 2260 A.D.
6:17 Uhr

In ihren Träumen denkt Trassia an Altaïr. In den wenigen Wochen seit denen sie ihn kennt ist er viel mehr für sie geworden als nur ein Vorfahre. Mit der Zeit begann sie die Philosophie der Assassinen, ihre Beweggründe und ihre Methoden zu verstehen. Am Anfang war es ihr absolut unklar wie jemand sein Leben in Gefahr bringen konnte, nur um einem altem Mann dabei zu helfen seine Macht zu festigen und auszudehnen. Schließlich wandelte sich diese Abscheu jedoch zu einer krankhaften Faszination, und letztendlich auch zu Verständnis. Allerdings bemerkte sie auch schnell die Unterschiede der Assassinen von damals und heute. Damals waren nur hochrangige Personen ihre Opfer. Der Rest erledigte sich fast von selbst. Heutzutage greifen die Assassinen fast nur noch in Gruppen an und bringen nichts als Zerstörung. Ihre Tatwaffen sind nicht mehr der Dolch oder eine andere Klinge, sondern Sprengstoffe und Schusswaffen. Viele Unschuldige sind schon bei diesen Angriffen gestorben. Sie fragt sich immer wieder ob sie sich damals den Assassinen angeschlossen hätte, oder ob sie sie damals so abscheulich gefunden hätte, wie sie sie heute findet. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken kann wird sie aus ihren Träumen gerissen. Es ist Michael, der sie drängt endlich aufzustehen. Auch ihn hielt sie einst für so abstoßend wie die Assassinen. Zwar hatte er ein Aussehen, was besser nicht hätte sein können, mit seinem durchtrainierten Körper, wohl verpackt in einem schwarzgrauen, von Taschen mit technischen Geräten, von denen Trassia nicht einmal die Hälfte als etwas wieder erkannte, was sie schon einmal gesehen hätte, übersäten Armeeanzug seiner Spezialeinheit, den braunen Augen und den kurzgeschorenen schwarzen Haaren, doch seinen Charakter fand sie abstoßend. Er redete immer nur davon, wie er die Assassinen alle eigenhändig abschlachten wollte, was er ihnen antun würde. Zuerst verstand sie seine Reaktionen nicht, doch eines Tages erzählte er ihr, warum er so eine Wut hatte: Seine gesamte Familie wurde zu Beginn des Konfliktes vor seinen Augen von den Meuchelmördern umgebracht. Er selbst hatte es gerade noch geschafft sich zu verstecken. Schon damals, als er noch sehr jung war, hatte er sich immer gefragt, warum das geschehen ist. Keiner aus seiner Familie war politisch aktiv gewesen oder hat irgendetwas getan, was die Assassinen gestört haben könnte. Und bis heute hatte er keine Antwort darauf bekommen. Mittlerweile ist nur noch seine Wut übrig geblieben. Viele hatten deswegen Bedenken ihn als Anführer der Gruppe, die sich nur A-Force nannten, einzusetzen. Doch in allen Tests bewies er, dass er trotz seiner Wut doch immer überlegt handeln konnte.
„Bist du bereit?“ fragt er sie, ohne darauf zu warten bis sie richtig wach ist. „So bereit wie immer“, ist ihre Antwort, woraufhin sie wieder zu Jonathan gehen, der bereits auf sie wartet. Nachdem sie den engen grauen Anzug angezogen hat, legt sie sich in die Maschine unter den Plexiglasdeckel auf dem zuerst „Project Assassins“ aufblinkt, was dann aber später einem Menü Platz macht, in welchem man zwischen „Animus Festplatte“, „Animus Erinnerungen“, welches angewählt ist und unter dem der Schriftzug „Zugriff auf das genetische Gedächtnis“ erscheint, und „Animus Optionen“ wählen kann. Michael blickt noch einmal zu Trassia und geht dann zu Jonathan rüber. Dieser überprüft noch mehrere Anzeigen auf dem Pult vor sich und murmelt zu sich selbst: „Herzschlag: Normal. EEG: Normal. Blutdruck: Leicht erhöht. So wie immer.“ Dann spricht Michael noch in ein Mikrofon zu Trassia, die ihn nur über einen kleinen Lautsprecher in der Maschine hören kann.
„Schlaf schön, Kleine.“ Sie hasst es, wenn er sie so nennt.
„Nenn mich noch mal so und du darfst dich von deiner Zunge verabschieden!“, ist deshalb ihre schroffe Antwort.
„Wir beide wissen, dass du das nicht tun wirst.“, sagt er noch leicht amüsiert. Dann wählt sie über das Visier die Option zum Zugreifen auf ihr genetisches Gedächtnis mittels Augenbewegungen aus und aktiviert sie, indem sie zwinkert. Kurz darauf fällt sie in einen tiefen Schlaf.

*

Umland von Jerusalem, Palästina
5. Juni 1191
kurz vor Sonnenaufgang

Noch vor Sonnenaufgang bin ich wieder auf den Beinen. Heute wird es nach Damaskus gehen, eine Stadt, die direkt am Gebirge liegt. Wenn ich schlafe lege ich nur meine Waffen aus Sicherheits- und Bequemlichkeitsgründen in Reichweite ab. Deshalb schnappe ich sie sofort, nachdem ich mein weißes Gewand wieder übergestreift habe, und lege sie an. Das schwarze Gewand verstaue ich daraufhin in der Satteltasche meines Pferdes, welches im Schatten einer Palme schläft, wecke es auf und sattle es. Dann steige ich auf und reite los. Ich beeile mich. Schließlich muss ich noch Informationen über mein Opfer sammeln. Nach einigen Stunden Ritt komme ich zu einem kleinen Dorf. Selbst aus der Entfernung sehe ich, dass überall Leichen herumliegen und dass einige Männer gerade dabei sind diese in einem Massengrab zu beerdigen. Ich beschließe hier mal nach dem rechten zu sehen. Auf der Flucht kann man nie wissen, wann einem eine gute Tat nützlich sein kann. Als ich in das Dorf reite, ziehe ich sofort alle Blicke auf mich und werde zum Zentrum der Aufmerksamkeit.
„Was ist hier geschehen?“
Ich kann mich nicht lange mit Smalltalk aufhalten; immerhin ist mein eigentliches Ziel Damaskus.
„Räuber! Sie kamen mitten in der Nacht und nahmen sich alles, was auch nur irgendwie von Wert war. Wer nicht schnell genug war, wurde entweder mit dem Schwert niedergestreckt, oder noch während der Flucht von einem Pfeil erwischt.“
„Wo sind sie lang?“
Der Mann, der mir erklärt was passiert ist, zeigt Richtung Norden zum Gebirge. Noch bevor er seine Hand wieder senken kann bin ich schon unterwegs. Die Spuren der Räuber sind nur noch schwer zu erkennen. Doch glücklicherweise gab es seit dem Überfall keinen Sandsturm, der die Spuren restlos verwischt hätte. Deshalb ist es kein großes Problem die Räuber zu finden. Ihre Spuren führen direkt zu einer Oase, die in einem Tal verborgen liegt - anscheinend ein dauerhaftes Lager. Da ich nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen will, steige ich von meinem Ross und binde es an einem verdorrten Baum an. Daraufhin schleiche ich in Richtung Lager. Allerdings wäre es zu auffällig das Lager durch den Hauptzugang zu betreten. Aus diesem Grund beschließe ich eine Anhöhe direkt neben dem Lager zu erklimmen. Ich habe nicht viel Zeit, schließlich wird mein nächstes Ziel nicht ewig in Damaskus verweilen und immerhin soll ich ihn noch auf dem Marktplatz erledigen. Deshalb muss ich schnell handeln. Ich zähle 5 Räuber. Ihren Anführer könnte ein Blinder von Jerusalem aus erkennen. Seine Rüstung ist golden und aufwendig verziert, wohingegen die Anderen nur eine leichte Lederrüstung tragen. Somit ist mein Plan klar. Ich nehme etwas Anlauf und springe herunter, mitten in das Lager. Dort lande ich, wie geplant, auf einem Fass und beginne sofort den nächsten Sprung. Noch während ich meine Beine etwas anwinkle ziehe ich meinen linken Arm nach hinten und lasse meine Handgelenksklinge hervorschnellen. Der Anführer der Räuber erkennt gerade, dass ich auf ihn zuspringe und will seine Klinge ziehen. Doch ich bin schneller. Ich lande mit meinen Füßen auf seiner Brust und stoße ihm noch in derselben Bewegung meine Klinge in den Hals daraufhin drehe ich sie noch etwas, damit das Herausziehen leichter geht. Als ich die Klinge wieder entferne , kommt mir noch eine kleine Blutfontäne entgegen, woraufhin sein Körper zusammensackt und sich um ihn herum eine Blutlache bildet. Sein Gefolge steht wie angewurzelt da. Die Hände am Knauf ihrer Klingen, aber unfähig sich zu bewegen - und das ist ihr Fehler! Ich nehme meine Miniarmbrust vom Rücken und schieße dem Ersten genau ins Auge. Der Bolzen bleibt genau in seinem linken Auge stecken. Noch bevor ich zusehen kann, wie er umfällt, wende ich mich bereits meinem nächsten Gegner zu. Ich lasse meine Armbrust fallen und ziehe mein Kurzschwert, welches ich dem Räuber, der mir am nächsten steht, in den Bauch ramme. Dann drehe ich auch hier wieder die Klinge damit ich sie leichter wieder herausziehen kann und die Wunde sich unmöglich ohne ärztliche Hilfe wieder schließen kann. Die letzten beiden Räuber erwachen aus ihrem Schockzustand und ziehen ihre Schwerter. Der erste Schlag soll gegen mein Bein gehen, doch ich blocke ihn mit Leichtigkeit ab und nutze diese Situation direkt für einen Konterangriff. Ich gehe noch in der Blockbewegung seiner Klinge aus dem Weg und führe meine eigene an der meines Widersachers auf ihn zu. Als ich beim Handschutz angelangt bin, schlage ich ihm direkt ins Gesicht, woraufhin er kurz taumelt. Dann setze ich mein linkes Bein ein Stück nach hinten, schwinge mein Schwert herum und köpfe ihn, woraufhin sein Kopf mit starrem Blick blutend im grün der Oase landet und sein Körper ihm folgt. Der letzte Gegner greift mich von hinten an. Seinen Schwerthieb kann ich gerade noch parieren, doch direkt darauf schlägt er mir mit voller Wucht ins Gesicht.

*

Toulouse Stadtkern, Frankreich
5. Mai 2260 A.D.
7:23 Uhr

Trassia schreit auf, allerdings nur in ihren Gedanken. Sie wird nicht aus ihrer Erinnerung gerissen, doch sie spürt den Schlag deutlich und ihre Sicht verschwimmt und flackert genauso wie, wenn Altaïr in ihrer Erinnerung nur einen Passanten anrempelt, aber länger als die scheinbar normalen Interferenzen, die von Zeit zu Zeit für den Bruchteil einer Sekunde ihre Sicht trüben. Für Trassia ist das ein ganz neues, und unerwartetes Gefühl. Bisher konnte Altair immer noch ausweichen. Und Trassia ist erstaunt, dass auch sie den Schlag spürt, wie Altaïr ihn zur damaligen Zeit wohl gespürt haben muss.

*

Umland von Jerusalem, Palästina
5. Juni 1191 A.D.
kurz nach Sonnenaufgang

Ich erhole mich schnell von dem Schlag. Gerade als mein Gegenüber zustechen will, nehme ich meine Klinge und gehe an ihm vorbei, wobei ich seinen Oberkörper von seinen Beinen trenne. Dann gehe ich noch einmal zu ihrem Anführer und schlage ihm den Kopf ab. Meine Arbeit hier ist getan. Deshalb gehe ich wieder zu meinem Pferd, und reite zurück zum Dorf.
Den abgetrennten Kopf erhoben kehre ich in das verwüstete Dorf zurück. Ich teile den Dorfbewohnern mit, wo ihre Besitztümer sind und setze daraufhin meinen Weg nach Damaskus fort.

Der Rest der Reise verläuft ohne Zwischenfälle. Und nach einer kurzen Weile bietet sich mir ein einzigartiger Anblick:
Mitten im Wüstensand erhebt sich Damaskus. Schon von weitem kann man die imposante Architektur erkennen und als ich näher komme, erkenne ich auch die eindrucksvollen, geschwungenen Verzierungen. Die Sonne lässt die gesamte Stadt erstrahlen und bringt den Palast eindrucksvoll zur Geltung. Wie wundervoll muss diese Stadt erst einem Wanderer vorkommen, der schon seit Tagen kein Wasser mehr gesehen hat und nun seine Rettung vor sich sieht.
Noch vor Sonnenuntergang erreiche ich das Stadttor, welches gerade repariert wird, und reite hindurch. Ich binde mein Pferd vor einer kleinen Schenke an und betrete diese. Ich hoffe in der Kneipe ein paar Gerüchte aufzuschnappen. Ich bestelle mir einen billigen Wein und belausche die Gespräche der anderen Gäste. Und ich bekomme schnell mit, dass es sich lohnt. Denn wie es aussieht ist der Herrscher von Damaskus, al-Malik al-Adil Nur ad-Din Abu al-Qasim Mahmud Ibn 'Imad ad-Din Zangi, von den Meisten kurz „Nur ad-Din“ genannt, nicht gerade sehr beliebt und einige Bürger planen bereits ihn umzubringen. Auf der einen Seite kann ich das nicht zulassen, denn er muss durch meine Klinge sterben. Auf der anderen Seite können mir diese paar Bürger auch dabei helfen mein Ziel zu ereichen. Deshalb beschließe ich, mich zu ihnen zu gesellen.
„Ich habe mitbekommen, dass wir die selben Interessen verfolgen“, beginne ich das Gespräch.
Der größte von den vier rebellischen Bürgern, ein muskulöser schwarzhaariger Mann, schaut mich entsetzt an: „Achja, wer sagt das?“
„Ich sage das.“
„Und warum sollten wir dir glauben? Vielleicht wäre es am besten, wenn ich dir deine Zunge rausschneide um zu verhindern, dass du uns verrätst!“ Das ist genau die richtige Sorte von Mann, die ich benötige. Aufbrausend und sofort gewaltbereit.
„Das wäre der größte Fehler deines Lebens. Und er würde dich daran hindern deinen Plan auszuführen.“
„Ich würde dir ja zu gerne die Chance geben zu beweisen, dass du auf unserer Seite bist. Doch ich kann nicht riskieren, dass du die Kneipe hier verlässt und uns verrätst.“
Mit dem Ende des Satzes zieht er ein Messer und geht auf mich los. Ich reagiere sofort und gehe mit einem Schritt auf ihn zu. Dabei weiche ich mit einer Drehung der Klinge aus und schlage ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Dieser Idiot hat mit dieser Aktion dafür gesorgt, dass wir jetzt der Mittelpunkt der Kneipe sind. Und aus Erfahrung weiß ich, dass Aufmerksamkeit das letzte ist, was man vor einem Attentat braucht. Allerdings ist der Kampf dank meines Schlages auch schnell wieder vorbei und die anderen Leute wenden sich wieder ihren eigenen Problemen zu.
Ich nehme meinen sauren Wein und setze mich daraufhin auf den Platz, den mein Angreifer zuvor besetzt hatte. Die anderen drei Leute blicken mich nur stumm an. Währenddessen trinke ich in aller Ruhe meinen Wein weiter und warte darauf, dass der große böse Wolf, der noch bewusstlos neben meinem Stuhl liegt, wieder aufwacht.
Als er sich endlich hochrappelt, scheint er nichts dazu gelernt zu haben: „Du sitzt auf meinem Stuhl!“
„Und, was willst du jetzt dagegen tun? Will der große böse Mann mich angreifen?“, verspotte ich ihn daraufhin. Mit einem Murren lenkt er ein.
„Nun gut. Mir bleibt wohl nichts andres übrig als mit dir zusammen zu arbeiten.“ Das war das erste Vernünftige, was der Typ gesagt hat, seit ich ihn gesehen habe. Nicht einmal sein Plan, den ich vorhin bereits mitgehört habe, ist vernünftig. Doch ich habe meinen eigenen Plan. Allerdings werde ich den Niemandem verraten.
„Also, es läuft folgendermaßen ab: Morgen Mittag wird unser geliebter Herrscher wieder in Begleitung seiner vier Leibwachen nach Jerusalem reisen. Wir werden ihn erledigen, wenn er es am wenigsten erwartet: auf dem Marktplatz. Ali und Ashan hier“, er zeigt auf die zwei etwas kleineren Männer am Tisch, „werden von den Dächern aus mit der Armbrust die ersten beiden Wachen erledigen. William hier“, er zeigt auf einen blonden Mann, der eindeutig nicht von hier kommt, „und du werden die beiden verbleibenden Wachen töten. Wenn die Wachen tot sind, werde ich Nur ad-Din mit meinem Schwert den Kopf abschlagen.“
Obwohl mir der Plan überhaupt nicht gefällt, willige ich ein. Dann miete ich mir noch ein Zimmer und warte auf den nächsten Morgen.

 

Kapitel 3

Gaza, Israel
5. Mai 2260 A.D.
13:41 Uhr

Schüsse hageln in die Wand, neben der Joe in Deckung gegangen ist. Er gibt Finn ein Zeichen in den Gang zu seiner linken zu gehen und seine Feinde von der Flanke anzugreifen. Keith gibt er ein Zeichen dasselbe mit der anderen Flanke der Assassinen zu tun. Er selbst schießt blind mit seiner Waffe um die Ecke um die Assassinen abzulenken, die Gaza angreifen. Das größte Problem ist sie zu sehen, denn sie nutzen eine moderne Tarntechnologie. Das einzige, was man von ihnen sieht, ist ein leichtes Flimmern in der Luft, wenn sie sich bewegen, und das Mündungsfeuer ihrer Waffen, wenn sie schießen. Finn und Keith kommen endlich bei den Flanken an. Sie lehnen sich abwechselnd um die Ecke und schießen auf die Invasoren. 3 der 5 Angreifer fallen sofort den Schüssen zum Opfer. Einer wird nur enttarnt, da ein Schuss die Tarntechnologie an seinem tiefschwarzen Anzug zerstört, die durch einen Rucksack, in dem wahrscheinlich ein kleiner Generator steckt, betrieben wird. Noch im selben Augenblick lehnt sich Joe um die Ecke und schießt ihm Kugeln direkt in den Kopf. Der letzte Angreifer flieht. Das Team schafft es nicht mehr ihn einzuholen. Wieder ein erfolgreicher Auftrag. Sie gehen zurück zum Truppentransporter, welcher im Zentrum der Stadt gelandet ist. Mit diesem fliegen sie zurück nach Toulouse, wo sie, wenn sie Glück haben, Zeit zum Ausruhen finden werden. Denn sobald eine Stadt von den Assassinen angegriffen wird, müssen sie los, da sie eine Spezialeinheit sind, welche die Assassinen von den Städten fernhält die noch bewohnt sind.
Das Landungsschiff fliegt nach Norden, als es, nach kurzer Zeit, plötzlich unter Flakfeuer gerät.
„Was zum Geier ist hier los?!“, brüllt Joe zu Caroline, ihrer Pilotin.
„Flakbeschuss!“
„Seit wann haben diese kleinen Kittelmännchen Luftabwehr?!“
„Ich hab keine Ahnung. Aber macht euch auf eine harte Landung gefasst. Ich glaub kaum, dass ich die Kiste noch oben halten kann!“
Bei diesen Worten wird ein großes Loch in die Seitenwand des Schiffes gerissen. Joe und Keith schaffen es noch sich festzuhalten, doch Finn fällt aus mehreren Kilometern Höhe in die Tiefe.
„NEIN!“, entfährt es Keith daraufhin. Und noch bevor Joe ihn davon abhalten kann, schnappt er sich einen Fallschirm und springt Finn hinterher. Direkt darauf wendet sich Joe an Caroline.
„Geh runter! Wir müssen ihnen helfen wenn sie das überleben sollten!“
Allerdings erhält er keine Antwort.
„Caroline! Geh runter! Und zwar bevor es uns hier oben zerfetzt!“
Er läuft Richtung Cockpit und erkennt sofort warum er keine Antwort bekommt: Caroline wurde getroffen. Ihre Uniform ist rot vor Blut. Joe weiß, dass er keine andere Wahl hat. Er hievt Caroline aus dem Pilotensitz und setzt sich selbst hinter das Steuer. Wie jeder andere aus dem Team hat auch er eine Ausbildung im Fliegen der Landungsschiffe erhalten. Es ist schwer das Schiff noch halbwegs vernünftig zu manövrieren. Anscheinend wurde das ein oder andere Ruder getroffen und der Beschuss lässt auch nicht nach. Er zieht den Steuerknüppel so fest nach hinten wie er kann um den Flug etwas zu stabilisieren. Doch es gelingt nicht und das Landungsschiff rast immer weiter Richtung Boden.

Keith versucht Finn einzuholen, indem er geradewegs auf ihn zustürzt. Er hat Glück, denn Finn hat sein Bewusstsein nicht verloren und versucht durch Ausstrecken seiner Gliedmaßen seinen Fall zu verlangsamen. Keith legt seine Arme eng an den Körper und presst seine Beine zusammen um noch windschnittiger zu werden, damit er seinen Freund schneller erreicht. Er legt seinen linken Arm um dessen Oberkörper und umschließt mit seinen Beinen die Hüfte von Finn. Daraufhin zieht er mit der rechten Hand an der Reißleine. Der Fallschirm öffnet sich und der Fall der Beiden wird gebremst. Doch da der Fallschirm nur für eine Person konzipiert ist, sind sie noch immer zu schnell. Beide hoffen, dass sie trotzdem langsam genug sind um den Sturz zu überleben. Sie fallen gebremst immer weiter Richtung Boden. Schließlich erkennt Keith eine Erhebung in der Wüstenlandschaft und versucht darauf zuzulenken. Mit Erfolg! Sie landen, zwar mit etwas überhöhter Geschwindigkeit, weshalb der Sturz auch nicht gerade schmerzlos ist, aber dennoch ohne dauerhaften Schaden zu nehmen, auf einer Düne. Nur ein paar Minuten später erschüttert ein Knall die Gegend. Keith und Finn schauen in die Richtung, aus der der Knall kam. Es ist nur eine Rauchsäule zu sehen, aber beiden ist bewusst, was da runtergekommen ist: das Landungsschiff. Sie hoffen, dass Caroline und Joe überlebt haben und beschließen sich zu der Absturzstelle zu bewegen.

Damaskus, Palästina
6. Juni 1191 A.D.
Mittag

Alle sind auf ihren Positionen und ich werde die Stadt bald wieder verlassen können. Eigentlich schade, mir gefällt Damaskus. Doch meine Aufgabe ist wichtiger. Ich warte mitten in der Menschenmenge auf dem Marktplatz. William, Ali und Ashan haben sich auf den umliegenden Gebäuden positioniert und ihre Armbrüste bereits in Anschlag gebracht. Derjenige, der das Attentat eingeleitet hat, seinen Namen kenne ich immer noch nicht, wartet ebenfalls in der Menschenmenge. Schließlich ist der Augenblick da, auf den wir alle gewartet haben. Nur ad-Din kommt in Begleitung seiner Leibwachen über den Marktplatz. Die Wachen drängen die Menschenmenge beiseite, als plötzlich 3 der Wachen umfallen. Jede hat einen Bolzen in ihrem Hals oder Körper stecken. Einer der Bolzen hat eine Wache sogar am Kopf erwischt und dadurch einen Teil der Schädeldecke abgesprengt, was sich durch die Gehirnüberreste und nicht gerade wenig Blut auf dem Boden bemerkbar macht. Mein aufbrausender „Freund“ hat zum Glück nicht bemerkt, dass ich meinen Teil der Abmachung, die vierte Wache töten, nicht eingehalten habe. Er rennt auf unser gemeinsames Opfer zu, während die Menschenmenge in Panik auseinander rennt, zieht sein Schwert und fällt um - aufgrund eines Bolzens in seinem Hals, der aus meiner Miniarmbrust abgeschossen wurde. Ali, Ashan und Zacha sehen das zum Glück nicht, denn sie sind bereits verschwunden nachdem sie ihre Bolzen abgefeuert hatten. Der Herrscher kommt, in Begleitung seiner letzten Leibwache, lächelnd auf mich zu.
„Du hast mein Leben gerettet! Wie kann ich dir danken?“
„Indem du stirbst!“ ist das Einzige was ich ihm noch entgegne. Zu meinem Glück stehen seine Wache und er selbst sehr dicht nebeneinander. Ich ziehe mein Schwert und trenne in derselben Bewegung den Rumpf seiner Wache von deren Körper und den Kopf Nur ad-Dins von seinem Rumpf. Dann schwinge ich das Schwert wieder in Richtung Boden um das Blut abzuschütteln. Der Marktplatz ist nun, bis auf mich selbst, komplett leer. Alle anderen Personen hatten ihn bereits panisch verlassen als die Leibwachen Nur ad-Dins getötet wurden. Trotzdem muss ich jetzt schnell von hier verschwinden. Schließlich würde ein Blinder erkennen, dass ich die beiden getötet habe, denn immerhin ist meine Kleidung nun nicht mehr so sauber wie vor dem Attentat. Deshalb beschließe ich mich vorzugsweise durch die Gassen zu bewegen und hoffe darauf keinen Wachen zu begegnen. Kein leichtes Unterfangen, wenn die halbe Stadt wohl genau in diesem Augenblick versucht eben jene zu informieren.

*

Toulouse Stadtkern, Frankreich
6. Mai 2260 A.D.
15:52 Uhr

„Gibt es wieder einmal Überstunden?“ ist Michaels Nachfrage, als er das Zimmer betritt. Trassia ist schon seit über einem Tag nicht aufgewacht. „Die Assassinen hatten nun mal keinen geregelten Tagesablauf wie wir. Jeder verschwendete Tag hätte ihre gesamten Pläne zerstören können“, ist Jonathans kenntnisreiche Antwort auf die Frage.
“Ich hoffe, dass das nicht noch öfter vorkommen wird. Wenn ihr etwas geschieht…“
„Mach dir keine Sorgen. Ich werd schon auf sie aufpassen. Im Notfall können wir nur hoffen, dass es nicht schädlich ist sie einfach aus ihren Erinnerungen zu reißen.“
Plötzlich geht der Alarm los und eine Stimme ertönt über den Lautsprecher: „Bewegungsmelder zeigen 10 Personen nordwestlich, kurz außerhalb der Stadt, an. Alle Truppen auf einen Angriff vorbereiten.“
Michael entfernt sich nur widerwillig von Trassia. Doch er muss das Projekt und Trassia schützen. Sie ist ihre einzige Chance.
Deshalb läuft er zu seinem Spind und nimmt sich sein G42 Sturmgewehr, sowie einige Granaten. Dann rennt er aus dem Gebäude und verschanzt sich mit einigen anderen Männern in einem zerstörten Gebäude am nordwestlichen Stadtrand.

*

Toulouse Stadtkern, Frankreich
6. Mai 2260 A.D.
16:10 Uhr

Genetische Erinnerung:
Damaskus, Palästina
6. Juni 1191 A.D.
Mittag

Altaïr rennt durch die Gassen. Über Kisten und Fässer, die im Weg liegen, springt er einfach hinweg. Plötzlich sieht Trassia am Ende der Gasse etwas aufleuchten. Doch nur kurz, denn Altaïr nimmt ein Wurfmesser von seinem Gürtel und schaltet die Wache mit einem Wurf in die Kehle aus. Als er selbst am Ende der Gasse ankommt, rennt er jedoch nicht auf die Straße. Altaïr springt stattdessen an ein Fenstersims und zieht sich daran hoch. Dann greift er nach einem Stein, der nicht mehr als 5cm aus der Wand herausragt, und zieht sich auch an diesem hoch. So setzt er, mit einer unglaublichen Gewandtheit, seinen Weg auf das Dach des Hauses fort. Mit atemberaubender Geschwindigkeit setzt er seinen Weg aus der Stadt heraus über die Dächer fort, wobei ihm die enge Bauweise der Stadt zugunsten kommt. Er springt von Dach zu Dach. Plötzlich schlagen hinter ihm Pfeile ein - die Wachen haben ihn trotz aller Bemühungen doch gefunden! Er muss jetzt schnell zu seinem Pferd kommen und fliehen. Schließlich erreicht er die Schenke, vor der er sein Pferd festgebunden hatte, und springt vom Dach. Doch die Erleichterung die Flucht fast geschafft zu haben ist nur von kurzer Dauer, denn die Wachen erwarten ihn bereits. Irgendjemand muss herausgefunden haben, dass dies sein Pferd ist, und es den Wachen berichtet haben. Wahrscheinlich hat doch einer der rebellischen Bürger, welchen er zuvor seine Hilfe angeboten hatte, gesehen wie er den Kopf ihrer Bande erledigt hat. In einem offenen Kampf hat er keine Chance. Deshalb macht er auf der Stelle kehrt und flieht zu Fuß, die Wachen nur wenige Schritte hinter ihm. Sein Pferd muss er vorerst vergessen. Er rennt genau auf das Stadttor zu, welches noch immer repariert wird, und bemerkt die nächste Gruppe von Wachen zu spät, die dort bereits auf ihn wartet. Jetzt ist er umzingelt. Vor ihm stehen vier Wachen und von hinten nähert sich eine Zehnergruppe. Altaïr hat keine andere Wahl: Er muss kämpfen. Er greift mit seiner rechten Hand an seinen Gürtel und nimmt sich unauffällig 3 Wurfmesser. Jeweils eins zwischen 2 seiner Finger. Dann geht alles sehr schnell. Er blickt hinter sich und lässt seine rechte Hand herumschnellen, wobei er seine 3 Wurfmesser fliegen lässt. Diese bohren sich in die Kehlen von 3 Wachen, welche daraufhin direkt umfallen. Ihr Erstaunen steht ihnen noch ins Gesicht geschrieben. Dann rennt er nach vorne auf die vier Wachen zu. Als er bei der ersten ankommt setzt er seinen linken Fuß ein Stück nach hinten um etwas tiefer zu stehen. Dann greift er mit seiner linken Hand hinter seinen Rücken, zieht seinen Dolch, setzt seinen linken Fuß wieder etwas nach vorne und schneidet der Wache die Kehle durch. Er will sich gerade dem nächsten Gegner zuwenden, als ihn um ein Haar ein Schwerthieb von hinten aufschlitzt. Wäre er nicht so schnell, hätte dieser Schlag ihn erwischt. Bevor er sich also der nächsten Torwache zuwendet, rammt er seinem heimtückischen Verfolger den Dolch in den Fuß und verpasst ihm beim Aufstehen einen Kinnhaken. Dann rennt er auf die nächste Wache zu, steckt seinen Dolch wieder weg und zieht sein Schwert um deren Schlag zu blocken. Dann setzt er seinen rechten Fuß nach hinten, zieht sein Schwert kurz hoch und schlägt dann der Wache die Schlaghand ab, woraufhin der Mann blutend und schreiend zusammenbricht. Mit der dritten Wache, die bereits vor ihm steht, beschäftigt er sich nicht lange. Er schlägt ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Gerade als Altaïr fliehen will attackiert ihn ein weiterer Feind von hinten. Altaïr bemerkt den Angriff noch rechtzeitig und bleibt stehen, da er sonst genau in den Hieb hineingelaufen wäre. Daraufhin will er die Wache attackieren. Doch diese scheint das erwartet zu haben und schlägt ihm das Schwert aus der Hand. Altaïr zögert allerdings nicht lange, lässt sich fallen und hebt sein Schwert an der Klinge wieder auf. Da er Wildlederhandschuhe trägt, kann die Klinge nicht verrutschen und ihn dadurch auch nicht schneiden. Die Wache holt bereits zum nächstem Schlag aus doch Altaïr rollt sich weg, woraufhin deren Klinge nur den Sand aufwirbelt. Altaïr nutzt die Verwirrung seines Gegners, welcher fest damit gerechnet hatte ihn zu erwischen, und schlägt ihm mit dem Handschutz den Schädel ein. Der vierten Torwache, die ihm jetzt ans Leder will, verpasst er noch einen Tritt und flieht daraufhin aus der Stadt. Er hofft, die Wachen in der Wüste abhängen zu können um danach nach Burg Masyaf zu reisen. Diese ist zum Glück nicht weit entfernt, denn sie liegt in einem Gebirge direkt neben Damaskus.

*

Toulouse Stadtrand, Frankreich
6. Mai 2260 A.D.
16:15 Uhr

Ich bin nervös. Dies ist mein erster Auftrag und wenn ich Pech habe, werde ich den nicht überleben. Wir nähern uns dem Stadtrand und ich vergewissere mich, ob meine Tarnung auch aktiviert ist. Und immer wieder schaue ich auf die leere Stelle, an der einst mein linker Ringfinger war. Das ist der Preis, den man zahlen muss, wenn man den Assassinen beitreten will.
„Sei nicht so nervös, Amon! Dieser Auftrag ist zu wichtig, also reiß dich zusammen! Wenn es nach mir ginge, wären wir sowieso ohne dich losgegangen, aber der Alte vom Berge will lieber, dass wir vollzählig mit einem Anfänger losgehen, als mit einem zu wenig aber dafür nur mit Veteranen“, sagte Marvin, der Anführer des zehn Mann starken Trupps, der in Toulouse eine Nachfahrin eines berühmten Assassinen der Altzeit entführen soll. „Dieser Auftrag kann über den Fortbestand unseres Ordens entscheiden! Und ab jetzt Funkstille!“ fügt er noch hinzu.
Wir schleichen uns langsam weiter an die Stadt heran. Wenn alles gut läuft, müssen wir nicht einmal unsere Waffen einsetzen. Allerdings glaube ich selbst nicht, dass wir hier wirklich ohne einen Schusswechsel durchkommen. Zumal es auch vollkommen hell ist. Die Tarnung funktioniert in der Nacht einfach besser. Doch der Alte vom Berge vom Berge ist der Meinung, dass es keine Zeit zu verlieren gilt. Wir schleichen uns weiter voran und schon wird auch meine Hoffnung restlos zunichte gemacht: Gewehrfeuer. Ich springe sofort in Deckung und erwidere das Feuer. Das Display meines Helms markiert mir 20 Personen, die aus ihrer Deckung heraus auf uns feuern. Ich vergrößere über meinen Helm, der mit meinem Gewehr verbunden ist, das Bild und bewege das Fadenkreuz, das auf das Display meines Helms projiziert wird, über den Kopf eines Soldaten, der, von einem stationärem MG aus, auf uns feuert und drücke ab. Zwar habe ich so etwas oft trainiert, doch mir wird schnell klar, was ich eben getan habe: ich habe einen Menschen getötet. Und der Soldat war höchstens 20 Jahre alt. Doch noch bevor ich mir darüber weitere Gedanken machen kann, explodiert etwas fast direkt neben mir. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich den Warnruf vor der Granate nicht bemerkt habe. Die Druckwelle erschüttert meinen Körper. Zu meinem Glück ist die Granate neben einem Felsen explodiert, hinter welchem ich zuvor in Deckung gegangen bin. Kein angenehmes Gefühl, doch glücklicherweise bleibt es dabei: Ich trage keine Verletzungen davon. Als ich meinen Kopf wieder hebe sehe ich, dass nur noch fünf Soldaten am Leben sind. Und diese befinden sich bereits auf dem Rückzug. Ich ziele noch einmal und schieße einem der Fliehenden in die Beine. Er fällt hin, ist aber noch am Leben. Diesen ersten Feuerwechsel haben wir mit nur zwei Verlusten überstanden. Zu acht rücken wir weiter in die Stadt vor. Ich gehe zu dem Soldaten, dem ich ins Bein geschossen habe, welches er sich nun mit beiden Händen hält, trete seine Waffe weg und enttarne mich.

Vor Michael enttarnt sich eine tiefschwarze Gestalt. Durch den Helm kann er deren Gesicht nicht sehen.
„Wo ist sie?“ will die Gestalt wissen.
„Wer?“ fragt Michael unter Schmerzen.
„Du weißt genau wen ich meine! Die Nachfahrin!“ Michael wird klar, weshalb die Assassinen hier sind. Sie wollen Trassia! Das kann er nicht zulassen. Unter heftigen Schmerzen versucht er aufzustehen und den Assassinen anzugreifen. Doch als er zum Sprung ansetzt um diesen niederzuwerfen, bekommt er dessen Gewehrkolben ins Gesicht geschlagen. In den letzten Sekunden bevor er bewusstlos wird, hofft er, dass die anderen es schaffen Trassia zu schützen.