Kapitel 2: Auf nach Masyaf

In rasender Geschwindigkeit preschte Mansun durch die Nacht. Nach seiner Flucht aus dem Lager General Sarif´s, war er den ganzen Tag lang in Richtung Masyaf geritten, um Altair einzuholen und sich zu rächen. ’€žRache’€œ, sagte sich Mansun, ’€žPustekuchen!’€œ Der Hundesohn hatte einen Trupp Kreuzfahrer auf ihn gehetzt, Mansun hatte keine Ahnung wie, aber jetzt musste er erst einmal den Haufen Trottel aus dem Weg räumen. Er beugte sich noch etwas tiefer an den Hals seines Pferdes in der Hoffnung noch mehr Geschwindigkeit zu erlangen, aber das tat er nun schon seit Stunden und seine Verfolger waren ihm immer noch auf den Fersen. Er hoffte nur ,dass keiner der Soldaten einen Bogen dabeihatte, sonst sah es schlecht für ihn aus. Bis jetzt hatte noch keiner von ihnen geschossen, allerdings waren sie auch noch nie so dicht an ihm dran gewesen wie jetzt. Plötzlich hörte er ein leises Surren und sein Pferd brach wiehrend zusammen. Mansun sprang ab und rollte einen Hang herunter. Er versuchte nicht einmal seine unfreiwillige Rutschpartie zu beenden, da die Pferde der Kreuzfahrer ihm so nicht folgen konnten. Mansun dankte Gott, Allah oder sonst wen für sein Glück und drehte sich um, in der Erwartung einen Haufen unglücklicher Soldaten zu sehen, die sich davonmachten. Was er sah ließ ihn zusammenzucken: Die Kreuzfahrer rutschten ihm hinterher und nicht nur irgendwelche Kreuzfahrer, nein, eine spezielle Schutztruppe, ins Leben gerufen von einem gewissen Robert de Sable war es die ihn verfolgte. Mansun fluchte laut, nicht nur das er immer noch verfolgt wurde, dann auch noch von solchen Typen! Zudem zerriss er sich gerade sein feierlich weißes Gewand. Plötzlich war kein Boden mehr da. Mansun fiel in einen Heuwagen, der auf dem Hof einer kleinen Burg stand. Stroh spuckend befreite er sich aus seinem Versteck und lief  unter einen niedrigen Türsturz. Dann sondierte er die Lage. Er war nach seiner Schlitterpartie etwa zehn Meter tief gestürzt. An seiner unfreiwilligen Absturzposition standen nun einige der Soldaten und begannen mit dem Abstieg. Einer war bereits abgestürzt und hatte sich das Rückgrat am Rand des Heuwagens gebrochen. Was sollte er nun am besten machen? Vielleich sollte er ’€¦’€žHalt wer sind sie? Los antworten sie!’€œ Erschrocken wirbelte Mansun herum. Hinter ihm stand ein etwa 20 Jahre altes Kerlchen und versuchte ernsthaft ihn mit einer Lanze zu bedrohen. ’€žGanz ruhig’€œ, antwortete Mansun und hob abwehrend die Hände, ’€žIch will dich nicht umbringen müssen. Pack die Lanze weg, sonst verletzt du dich noch.’€œ Der Junge schaute verwirrt drein, ’€žWie meinst du das? Ich bin bewaffnet und du nicht.’€œ, fragte er. ’€žGanz einfach’€œ, antwortete Mansun. Bei diesen Worten machte er einen Schritt nach vorn, packte den Lanzenschaft mit der Linken, schlug seinem `Gegner` die Rechte ins Gesicht, drehte die Lanze und hielt ihm die Lanzenspitze an die Kehle. ’€žSo siehst du?’€œ Mansun freute sich diebisch, endlich hatte auch er mal einen coolen Spruch geschmissen. Seine Freude währte nicht lange, da seine neuen Freunde offensichtlich den Abstieg geschafft hatten und nun den Heuwagen in Stücke schlugen. Schnell sprang Mansun in die Haupthalle und kletterte an die Decke des Raumes. Oben angekommen fiel ihm auf, dass er die Lanze liegenlassen hatte. Ihr Besitzer hatte sie aufgehoben und versuchte offensichtlich seine Verfolger aufzuhalten. Mansun konnte das Gespräch zwar nicht sehen, aber es war auch kaum zu überhören. Der Junge sagte gerade mit vor Panik hoher Stimme: ’€žWer seid ihr? Das ist die Burg meines Herren Sarif. Das dürft ihr nicht!’€œ Mansun prustete im Stillen los, jetzt rettete sein Attentatsziel ihm, wenn auch nicht aktiv, das Leben. ’€žDas Schicksal geht schon seltsame Wege’€œ , dachte er sich. Dann vernahm er Stimme des Kreuzritters, sie klang nicht roh oder barbarisch, sie klang unheimlich ruhig. ’€žGeh mir aus dem Weg, Junge. Ich bin eines der Kreuzritter Robert de Sable´s. Verschwinde, ich muss in dieses Gebäude hinein.’€œ, sagte der offensichtliche Anführer der Kreuzritter. Mansun wartete gespannt, würde der Junge zeigen wie dumm er war, oder würde er laut schreiend wegrennen? Der Junge zeigte natürlich wie dumm er war. Aus falschem Ehrgefühl oder weil er glaubte, dass das alles ein Spiel war sagte er mit Achtung heischender Stimme: ’€žTut mir Leid, ich kann sie nicht durchlassen, ich habe einen Befehl auszuführen!’€œ. Kaum war ihm dieser Satz über die Lippen gekommen, hörte Mansun ein lautes Krachen und sah wie Blut in die Halle unter ihm spritzte. Viel Blut . Und einiges anderes, das Mansun leider viel zu gut erkennen konnte. Dann trat der Kreuzrittertrupp in die Halle, sieben riesige Gestalten in schwarzen Mänteln auf denen das Symbol prangte, mit dem hundertausende Frauen, Männer und Kinder Leid, Tod und Verlust in Verbindung brachten: Das legendäre Tatzenkreuz. Gegen seinen Willen fröstelte Mansun, das war recht beeindruckend, einen so perfekt koordinierten Haufen unter diesem Banner zu sehen. Ein bisschen wie Masyaf. Natürlich würde kein anderer Ort der Welt eine solche . . .,Mansun suchte nach dem Wort. Würde das war es. Kein anderer Ort der Welt würde eine solche Würde ausstrahlen wie Masyaf. Er grinste, ein amüsantes Wortspiel. Ohne sich mit weiteren Witzen zu beschäftigen, löste Mansun sich von der Decke und fiel fünf Meter tief auf den Anführer des Verfolgertrupps. Mansun musste sich keine Sorgen darüber machen, dass sein neues Ziel ihn mit dem Schwert aufspießen würde, da es nur einen schweren Schlachthammer dabeihatte. Er riss die Rechte nach hinten und ließ seine Klinge ausschnappen, dann stieß er sie nach vorne um den Stahl in sein Opfer zu stoßen. Sein von ihm auserkorenes Opfer ließ sich das jedoch nicht gefallen, packte seinen rechten Arm und schmetterte Mansun auf den Boden. Leicht benommen rappelte Mansun sich wieder auf, wobei er bemerkte, dass seine Miniaturarmbrust, die ihm die Sarazenen aus irgendeinem Grund nicht abgenommen hatte, durch den heftigen Aufprall zerbrochen war. In einer spektakulären Bewegung wollte er sein Schwert aus der Scheide ziehen, aber es ging nicht. Sein Schwert steckte fest. ’€žDieser verdammte Soldat hat sein Schwert nicht gepflegt!’€œ. Sein Wiedersacher schaute ihn komisch an, hatte er das jetzt etwa laut gesagt? Mansun warf sich zurück um dem heranfliegenden Hammer seines Kontrahenten auszuweichen, rappelte sich auf und rannte tiefer in die Burg, nur weg von seinen Verfolgern. Nein, ganz allein und mit nur 15 Centimetern Stahl bewaffnet wollte er nicht gegen einen Krieger antreten, der mit einem Hammerschlag den Schädel eines Trottels quer durch eine Halle schießen konnte. Und auch nicht gegen die anderen sechs

 

Schnell verschloß Mansun die Tür hinter sich. Er befand sich in einem kleinen Raum, der vermutlich einmal ein Dienstbotenzimmer gewesen war. Eigentlich seltsam, da sich diese normalerweise immer in Bodennähe befanden und er nun im dritten Stock sein musste. Dann fiel ihm auf ,das  er, solange er in der Burg war, keine Menschenseele gesehen hatte, bis auf die `Wache` und seine `Freunde`. Just als ihm dieser Gedanke durch den Kopf zuckte, sah er eine Bewegung am anderen Ende des Raumes und der Mann der die ganze Zeit über auf dem Boden gelegen hatte, stand auf. ’€žBitte tut mir nichts. Gehört Ihr auch zu IHM? Ich habe euch nie etwas getan, lasst mich in Ruhe.’€œ, plapperte der Kerl drauf los. Mansun machte einen Schritt zurück, sodass er neben der Tür stand und schaute sich seinen Gesprächspartner genau an. Es war ein älterer, früher vermutlich fein gekleideter Herr, der einen leicht verwirrten Eindruck machte und ein bisschen sabberte. ’€žIch ,äh, gehöre nicht zu IHM.’€œ, antwortete Mansun um den Alten nicht unnötig aufzuregen, ’€žWer ist ER den überhaupt?’€œ. ’€žDer Meuchelmörder!’€œ, war die Antwort, ’€žEr hat alle umgebracht, nur ich bin noch übrig. Er wird mich auch’€¦’€œ, mitten ihm Satz hörte der Alte auf zu reden und kippte nach vorne. Mansun fragte sich ob er nun ein Schläfchen einlegte, da wurde er der Messerklinge im Rücken des Alten gewahr. Als er zum Fenster schaute, durch das die Klinge offensichtlich hereingekommen war, erblickte er jemand ganz bestimmten. ’€ž Du?! Ich bring dich um! Warte nur bis das ich dich in die Finger kriege!’€œ, wetterte Mansun los. Nein, gerade der kam ihm ganz schlecht. ’€žWie willst du das den anstellen? So ganz ohne Schwert und Armbrust?’€œ, fragte Altair mit dem patentierten spöttischen Grinsen. ’€žDazu kommen wir später noch, hilf mir erst einmal die Kreuzritter unschädlich zu machen.’€œ, lenkte Mansun ein. Zurzeit hatte er wichtigeres zu tun, als Altair zu bekämpfen. Aber trotzdem, aufgeschoben war nicht aufgehoben. Und plötzlich, als hätte der Kreuzritter nur auf seinen Einsatz gewartet, brach der blutige Dorn eines Schlachthammers neben Mansun durch die Tür. Dieser sprang schnell aus dem Fenster, hielt sich am oberen Stück fest und schwang sich durch das Fenster in das darüberliegende Stockwerk. Dort oben stand schon Altair mit blutbeflecktem Schwert in der Hand und einem toten Kreuzritter zu Füßen . ’€ž Geht ganz schön zur Sache hier.’€œ, bemerkte er beiläufig. ’€žHa ha ha’€œ, antwortete Mansun patzig, ’€žgib mir mal ein paar Wurfmesser, ich hab keine mehr. Den Grund dürftest du ja kennen.’€œ. Entgegen der Erwartungen Mansuns überreichte Altair ihm tatsächlich einige Wurfmesser. ’€žHast du wirklich alle hier umgelegt?’€œ, fragte er. ’€žIch hatte das Ziel den Landadeligen Sanfar zu töten und das habe ich getan. Die Anderen waren schon vorher tod.’€œ, antwortete Altair. ’€žSicher.’€œ,erwiderte Mansun mit mehr als nur einem bisschen Sarkasmus in der Stimme. Altair war schon einige Male übereifrig gewesen und nicht nur sein Attentatsziel ausgeschaltet, sondern auch gleich alle Leute in näherer Umgebung. ’€žNa gut, ich habe vielleicht ein oder zwei mal daneben geworfen, aber was macht das schon.’€œ, meinte Altair mit lässig klingender Stimme, ’€žSchau mal, auf dem Hof, da sind zwei in einer guten Position.’€œ ’€žJa, die habe ich auch schon bemerkt’€œ, entgegnete Mansun und verfluchte sich im Stillen. Natürlich hatte er sie nicht gesehen, aber er wollte sich vor Altair keine Blöße geben. Dieser zog eine Augenbraue hoch und grinste, ’€žWenn du sie schon gesehen hast, kannst du mir auch sicher sagten, wie wir sie wieder kaputtkriegen oder?’€œ Wenn Altair jetzt dachte, er hatte ihn hatte er sich aber bitter getäuscht. ’€žJa natürlich’€œ, antwortete Mansun,’€œWir werfen einen Schrank auf sie.’€œ Altair schaute verwirrt und nun war es an Mansun zu grinsen. Sein Gegenüber mochte zwar der Liebling des Meisters sein und manchmal war er ein verdammt gewiefter Hundesohn, aber auf so etwas kam er nicht. ’€žNa dann, los’€œ, sagte Mansun. Zusammen wuchteten er und Altair einen Schrank hoch, ließen das schwere Möbelstück aus dem Fenster fallen und hörten erfreut das laute Krachen als es zwei der Kreuzritter unter sich begrub. ’€ž Du hast nicht zufällig ein Schwert zuviel dabei, oder?’€œ ’€žIch hätte noch einen Dolch aber ich glaube nicht, dass der dir bei deiner Kampftechnik helfen würde.’€œ ’€žNur die Dummen glauben Altair, jetzt gib schon her.’€œ. Mit sichtbarem Widerwillen überreichte Altair Mansun seinen Dolch. Dieser genoss die Situation so langsam, da Altair wusste, dass sie beide einzeln keine Chance gegen die restlichen fünf Mitglieder des Verfolgertrupps hatten. Gerade überlegte er, ob er auch noch Altair´s Wasserschlauch verlangen sollte, als ein beiden sehr bekannter Hammerdorn durch die Tür brach. Mansun riss die Tür auf bevor der Besitzer des Schlachthammers selbigen wieder aus ihr herausziehen konnte und warf ein Messer auf einen dahinterstehenden Soldaten. Im gleichen Moment stand Altair neben ihm und versenkte sein Schwert in den Bauch eines anderen Kreuzritters. Jetzt waren nur noch drei übrig, die sich alle auf dem breiten Gang vor Altair und Mansun befanden. Altair sprang nach vorne und enthauptete einen weiteren Gegner, während Mansun einen heranfliegenden Hieb auf Altair gegen eine Wand lenkte. Die Aktion wäre reibungslos verlaufen, wäre das zu parierende Schwert nicht eines der schweren Bastardschwerter gewesen, die selbst mit einem richtigen Schwert kaum zu parieren waren. Somit wurde der Hieb zwar ungefähr abgelenkt, allerdings wurde Mansun auch der geliehene Dolch aus der Hand geprellt. Mansun duckte sich um sein den Kreuzritter mit dem Schwert anzuspringen und mir der versteckten Klinge zu durchbohren, als Sterne in seinem Sichtfeld explodierten. Sein Kopf wurde unter der Wucht des Aufschlages nach vorne gerissen und er fiel nach vorn. Hinter ihm stand der Anführer des Kreuzrittertrupps und ärgerte sich, dass er dem Assassinen nur leicht am Kopf gestreift hatte, statt selbigen zu treffen. Natürlich würde der dieser jetzt auch nicht mehr wirklich viel tun können, aber Tod ist besser als kampfunfähig. Mansun rappelte sich wieder auf und warf sich zur Seite. Durch das Klingeln in seinen Ohren hörte er ein feuchtes Splittern, als der Hammer gegen den Schädel des vorletzten Feindes krachte. ’€žWo war nur Altair?’€œ, dachte sich Mansun und sah ihn im selben Moment. Altair stand hinter dem Mann mit dem Hammer und setzte gerade zu einem Hieb an, als der Kreuzritter sich umdrehte und ihm das Schwert aus der Hand schlug. Mansun fuhr hastig seine versteckte Klinge aus und stach sie dem Hammerkämpfer ins Bein. Keine leichte Aufgabe, wenn man kaum etwas sah und das was man sah in den seltsamsten Farben schillerte.. Altair nutzte das zusammenzucken seines Feindes und erstach ich seinerseits mit der versteckten Klinge. Dann kniete er sich neben seinen Kameraden.’€žHier trink das.’€œ, murmelte er und gab Mansun einen Wasserschlauch. Dieser leerte Altair`s Geschenk mit hastigen Schlucken. ’€žDanke’€œ, wollte Mansun sagen, aber es kam nur ein genuscheltes `masche´ heraus. Und da wurde Mansun klar, dass das Wasser, das Altair ihm gegeben hatte Wein war. Von wegen Friede! Der Kerl wollte ihn immer noch loswerden. Damit hatte der Schweinehund ihn für Stunden aus dem Verkehr gezogen. Altair stand auf und Mansun hörte ihn noch sagen: ’€žMeine Klinge ist zu schade für dich. Behalte nun den Namen Altair´s bis an dein Lebensende.’€œ

Dann schlief Mansun ein’€¦