11. Frieden, nur Frieden

11. Frieden, nur Frieden

 

Sie trennten sich in Frieden, ohne den alten Hass füreinander. Letztlich konnte jeden den anderen verstehen, nun, da ihre Diskussionen über ihr alten Gespräche hinausgingen, und Abaz versprach, Malik genaustens Bericht zu erstatten und ihn ebenfalls in Kenntnis zu setzte, während Altair seine Reise weiter tat.
Was kommen würde, war gewiss nicht einfach und vielleicht würde er die Hilfe der Beiden brauchen, damit es gelang. Al Mualim würde seine Herrschaft verlieren und erneut würden die Assassinen ein neues Zeitalter begehen.

In Damaskus fertigte Rafiq eben zwei edle, filigrane Ringe, als Altair zu ihm trat. Das Gesicht des Verbindungsmannes hellte sich augenblicklich auf, er wusste, dass der Assassine nun wieder mehr Macht besaß, als er selbst, und kroch zu Kreuze.
"Ah, der Held von Damaskus! Tretet ein und genießt meine Gastfreundschaft!" "Ich fürchte, dazu bleibt mir keine Zeit!" "Schade, dass ihr immer noch unseren alten Feindschaften nachhängt! Ich habe gehofft, dass wir das einfach vergessen könnten. Aber gut, Bruder, wie kann ich euch helfen, wenn nicht mit Vergebung?" Er legte sein Handwerk zur Seite und betrachtete sein Gegenüber genauer.
Altair wirkte auf eine seltsame Art und weise erwachsener, als noch wenige Monate zuvor, seine Züge hatten sich nicht geändert, gaben immer noch seine Jugend preis, wohl aber die Art und Weise, wie er sich verhielt. Die unausgesprochene Drohung, die er früher durch kleine Gesten zur Schau stellte, war verschwunden, ebenso der gereizte Ton. "Al Mualim bat mich, einen Mann namens Jubair al Hakim zu töten." Auf dem Weg hierher hatte der Assassine beschlossen, dass es besser war, wenn nicht allzu viele in seinen Plan eingeweiht waren, um jedes zusätzliche Risiko zu vermeiden. Mit ihren Meinungen dazu würde er noch früh genug umgehen zu lernen müssen.
"Den Befehlshaber der Stadtwache? Hm, eine komische Wahl, wenn ihr mich fragt, nicht dass ich den Meister in Frage stellen wollte, aber al Hakim macht seine Sache eigentlich recht gut." "Was meint ihr?"
Rafiq bemühte sein Gedächtnis, konnte sich jedoch nicht erinnern, dass er jemals schlechte Reden über den Sarazenen gehört hätte. "Er ist ein nobler Herr, er stellt viele seiner Wächter dazu ab, das Volk zu schützen, mit den Menschen zu sprechen. Er besitzt sogar eine eigene Garde aus Predigern, die er in der Kunst des Kampfes unterrichtet hat, sie ziehen aus und suchen, so viele wie möglich zum rechten Glauben zu missionieren. Bisher haben sich ihre Waffen immer lediglich gegen Angreifer, nie gegen Zivilisten gerichtet." "Und was ist Jubairs' Botschaft?" "Nun, die ist zugegebenermaßen reichlich seltsam und Grund genug anzunehmen, er sei zu verrückt für diese Welt. Er hasst geschriebene Worte, er vernichtet alte Schriften, wenn er ihrer habhaft wird und duldet keine Feder in seiner Nähe. Fragt mich nicht warum, aber er behauptet, Bücher würden einer neuen Zeit im Wege stehen!"
Altair nickte nachdenklich. "Das habe ich beinahe erwartet. Dieses ganze Land scheint voll von Fanatikern, die glauben dass sie eine neue Welt erschaffen, doch dabei erliegen sie alle dem Wahnsinn!" Kurz hielt er ein, senkte ein wenig seinen Blick und versuchte, nicht zu freundlich zu klingen. "Ich nehme euer Angebot an, Rafiq. Lasst uns unsere kindischen Streitigkeiten begraben!’€œ
Überrascht sah der Verbindungsmann hoch. ’€žIHR bittet mich um Verzeihung?’€œ ’€žNein, um einen Kompromiss. Auch wenn ich euch nichts Genaueres sagen kann, in naher Zukunft könnte es notwendig sein, dass wir alle fest zusammenstehen!’€œ Rafiq prüfte das Profil seines Gegenübers genau, fand keine Zeichen von Falschheit darin. ’€žWas ist es, dass ihr kommen seht? Ich spüre schon lange, dass etwas im Gange ist, also weiht mich ein!’€œ ’€žEs ist noch zu früh! Für den Moment müsst ihr euch damit begnügen, dass ihr meine ewige Dankbarkeit besitzt, wenn ihr mir schnell berichtet, wo ich Jubair al Hakim finde!’€œ entgegnete der Kämpfer beschwörend. ’€žDas ist leichter gesagt, als getan! Er befindet sich praktisch überall und zugleich nirgends! Es liegt an der Art, wie er und seine Untergebenen sich kleiden, in diesem Belange scheinen sie wahrlich dazugelernt zu haben! Jubair ist beinahe nicht von seinen Männern zu unterscheiden. Täglich ziehen sie des Morgens von der Al-Kallasah-Madrasah aus, um den rechten Glauben unters Volk zu bringen, halten an vielerlei Ecken der Stadt Reden über eine neue Zeit! Mich dünkt ihr könnt entweder eurer Gefühl einsetzen, um unter all diesen Narren den Richtigen zu finden, oder ihr haltet ein bis morgen Früh und wartet ab, bis sie sich versammeln und ihre Morgengebete sprechen. Dann wird Jubair unter ihnen deutlich erkennbar sein!’€œ
Altair nickte knapp. ’€žIch danke euch! Werdet ihr mir Schutz für die Nacht gewähren?’€œ Rafiq wusste selbst nicht, warum er plötzlich freundlich zu diesem Bastard wurde, aber irgendetwas sagte ihm, dass es richtig war. ’€žSeid mein Gast, mein Haus ist das eure!’€œ

Damaskus erwachte, wie die meisten Städte des Heiligen Landes, schon vor Aufgang der Sonne zum Leben, besonders dann, wenn die Fastenzeit hereingebrochen war. Wer islamischen Glaubens war, nutzt die letzten Stunden der Nacht, um seinen Magen zu füllen, denn nach Einbruch des Tages war es verboten zu Essen oder zu Trinken.
Der Assassine war froh, diesen Geboten nicht zu unterliegen, der Morgen war ungewöhnlich heiß, sogar für diesen Teil des Landes und, er stärkte sich an frischem Wasser, das Rafiq in weißer Vorrausicht für ihn in eine Feldflasche gefüllt hatte, während er von einem Turm aus die Umgebung und die Menschen betrachtete, die noch träger als sonst durch die Straßen zogen. Für Jubair musste ihr stures Fasten, dass ihr Geister des Tages müde werden ließ, genau zur richtigen Zeit kommen, Hunger und Durst würde seinen Ansinnen einen Weg in die Köpfe des Volkes ebnen.
Das der sarazenische Prediger ungestraft im von den Kreuzrittern besetzten Damaskus seiner Wege gehen konnte, lag wohl daran, dass er keine Religionen offen diffamierte, außerdem hatten Richards Männer im Moment genug zu tun. Er stürzte sich auf weltliche Angelegenheiten, um den Plan seiner Bruderschaft voranzutreiben. Wenn erst einmal kein geschriebenes Wort mehr existierte, wäre es ein leichtes, die Geschichte völlig neu zu erzählen.
Altair benötigte keine große Erkenntnis um zu wissen, dass Jubair damit die Vergangenheit auslöschen konnte, aus den Köpfen der Menschen tilgen würde, was geschehen war, was sie alle zu dem gemacht hatte, was sie heute waren. Jedes seiner Ziele hatte seinen ganz eigenen Teil zu dem Plan der Verbindung beigetragen und langsam ergab alles einen Sinn.
Die Waffen Tamirs, die geistlosen Körper und Sklaven Garnier von Nablus und Talals, Nuqouds Finanzen, Wilhelms Krieger, sie waren Teile eines großen Imperiums, die der geheime Orden an verschiedenen Stellen des Reiches schaffen ließ, um im richtigen Moment aus den Schatten hervorzutreten und die Macht zu übernehmen. Jeder für sich waren sie nur arme Irre, verwirrt von ihren eigenen Träumen, doch gemeinsam konnten sie dem Frieden gefährlicher werden als alle Schwerter Richards und Salad al Dhins zusammen, denn sie raubten den Menschen den freien Willen.
Der Assassine befestigte die Flasche erneut an seinem Gürtel und machte sich auf, die Al-Kallasah-Madrasah zu erreichen. Wohl musste Jubair spendable Geschäfte mit der Stadtwache getroffen haben, denn rund um das Gebäude war nirgends ein Soldat der Kreuzritter zu sehen, es war bewacht von völlig anderen Kämpfern, die alle eine ähnliche, rote Uniform mit dunklen Ärmeln und einer eng anliegenden, schwarzen Kapuze, die nur wenig Sicht auf ihre Züge zuließ, trugen. Ihre Bewaffnung hingegen glich jener der Männer Richards, Altair hoffte, dass ihr Ausbildungsstand jedoch unter diesen lag, denn jeder weitere Kampf hätte Verlust wertvoller Zeit bedeutet, unnötige Steine in seinen Weg geworfen.
Der Assassine wählte einen unauffälligen Weg, um auf das Dach der ehemaligen Koranschule zu gelangen. Ein Holzgerüst war an der rückwärtigen Wand hochgezogen worden und Werkzeuge lagen für die Arbeiter bereit, die die Fassade erneuerten. Es brachte ihn beinah bis ganz nach oben, erst die letzten Meter musste er kletternd überwinden, dabei sorgsam darauf achten, dass er nicht an einem bröckeligen Teil des alten Gemäuers Halt fand, es hätte unweigerlich einen schmerzhaften Absturz bedeutet.
Das Dach der Al-Kallasah-Madrasah glich einer Plattform, die sich an den Rändern eines gewaltigen Innenhofs erstreckten, gesäumt von vier Gebetstürmen, von denen einst die Mu’addins ihre Rufe über die Stadt schallen ließen. Nun waren sie nicht mehr als eine hübsche Dekoration geworden, Jubairs Männer pflegten ihre Botschaft direkter zu vermitteln als von den schwindelerregenden Höhen aus. Altair folgte dem Verlauf der Mauern und gelangte zu einer Treppe, die ihn in den Bogengang führte, der den Hof umgab. Eng an die Wand gepresst schob er sich vorwärts um seine Sicht zu erweitern, entspannte sich aber, als er gewahr wurde, dass Jubair al Hakim und seine Männer zu beschäftigt waren, um ihn zu bemerken.
 
Einige von ihnen türmten Bücher zu einem hohen Haufen auf, den ihr Führer schließlich in Brand setzte, was unangenehme Erinnerungen in Altair hervorrief. Wieder stieg ihm der Geruch der brennenden Leichen in die Nase, er befreite sich von dem Brechreiz alleine mit dem Gedanken, dass es nur eine Vision war.
Jubair trat zurück, um den Säulen von Ruß auszuweichen, betrachtete zufrieden sein Werk. Neben ihm trat ein junger Mann verlegen von einem Bein auf das andere, es bereitete ihm sichtliches Unbehagen zuzusehen, wie die wertvollen Schriften zerstört wurden.
Jubair bemerkte seine Nervosität, versuchte, sie mit Befehlen zu beruhigen. ’€žJeder Text dieser Stadt muss zerstört werden!’€œ wies er seinen Soldaten an, der ihn sogleich erschrocken ansah. ’€žIhr dürft das nicht tun! Diese Bücher beinhalten viel Wissen, aufgeschrieben von unseren Ahnen, aus gutem Grund!’€œ Der Ton des Sarazenen wurde drohender, als er erwiderte: ’€žUnd welcher ist dies?’€œ ’€žSie sollen Ratgeber sein, uns vor der Dunkelheit der Ignoranz schützen!’€œ versuchte sein Untergebener seine Ansichten zu verteidigen, hatte jedoch wenig Erfolg.
’€žNein, diese Blätter sind voller Lügen und vergiften euren Geist! Solange sie existieren werden die Menschen die Welt niemals sehen, wie sie wirklich ist, sondern nur wir andere sie beschreiben, das macht diese unheiligen Schriften zu Waffen!’€œ ’€žWie könnt ihr sie nur so bezeichnen? wir sollten aus ihnen lernen!’€œ Der Soldat war noch zu jung um zu begreifen, welch unkluge Tat er so eben beging, gewährte seinem Feuer hervorzutreten, legte Jubair eine Hand auf den Arm. Dieser stieß sie verächtlich bei Seite. ’€žIhr wendet euch ihnen zu, um Antworten und Erlösung in ihnen zu finden, verlasst euch mehr auf sie als auf euch selbst! Es macht euch schwach und dumm an geschriebene Worte zu glauben, ohne jemals einen Gedanken zu verschwenden, wer sie zu Papier gebracht hat oder warum! Nein, ihr akzeptiert sie ohne Fragen, und was wenn sie falsch sind, wie es nur zu oft geschieht? Was ihr tut ist gefährlich!’€œ Immer noch drängte der Junge danach, seinen Führer zu überzeugen, ließ nicht locker und besiegelte damit sein Schicksal. ’€žIhr denkt falsch, diese Bücher geben das Geschenk des Wissens! Wir brauchen sie!’€œ
Die Adern an der Stirn Jubairs waren hervorgetreten, sie zeichneten ein Bild seiner inneren Befindlichkeit, obwohl er äußerlich völlig kühl blieb. ’€žIhr liebt also eure Schriften so sehr, dass ihr euch gar mir widersetzt? Würdet ihr alles für sie tun?’€œ säuselte er mit verschlagener Freundlichkeit. Der Soldat glaubte, eine Änderung in dem Verhalten seines Herrschers zu erkennen, eine Bereitschaft zur Diskussion. ’€žJa, das würde ich! Ich stünde in eurer ewigen Treue, wenn ihr mir wenigstens erlaubt, einige von ihnen zu retten!’€œ
Erst ein fester Stoß ließ ihn erkennen, dass er sich in der Situation dramatisch getäuscht hatte. Jubair hatte ihn derb auf den brennenden Haufen von vergilbten Seiten geworfen und betrachtete regungslos, wie sein Opfer sich schreiend unter der sengenden Hitze der Flammen wand. ’€žDann wohnt ihnen bei!’€œ beendete er flüsternd schlicht die Aufmerksamkeit, die er dem Aufmüpfigen geschenkt hatte. Den Umstehenden zugewandt, sprach er lauter, bestimmter. ’€žWer es wagt, sich gegen mich aufzulehnen, wird dasselbe Schicksal erfahren! Geht jetzt und beginnt mit eurem Tagewerk, sammelt alle Bücher ein, die die Menschen euch bringen! Nur noch wenige Wochen und diese Stadt wird von ihrer Last befreit sein!’€œ
Hastig strömten die Prediger aus, niemand wollte dieselbe Strafe erleiden wie der bedauernswerte Tote, der immer noch brennend auf der Spitze des Bücherberges lag. Jubair Al Hakim wartete sorgsam, biss ihn alle seiner Untergebenen verlassen hatten, bevor er eine versteckte Flasche aus seiner Kleidung zog und in gierigen Schlucken trank. Der Glaube mochte ihm von Zeit zu Zeit Kraft geben, er sah aber nicht ein, warum er sich in seinem Namen absichtlich schwächen lassen sollte, nur weil ein Buch befahl er habe zu fasten.
Seine Lippen setzten eben vom Rand der Öffnung ab, als er eine Bewegung hinter sich mehr fühlte, als er sie hörte, herumfuhr und es ihm gerade noch gelang, einem stark geführten Angriff eines Dolches auszuweichen. Fluchend entriss Jubair sein Schwert der Scheide und versuchte zu erkennen, wer ihn da so schändlich überfallen hatte. Vor ihm wuchs eine große, weiß gekleidete Gestalt aus dem Boden, nur Teile des feinen Gesichtes boten sich ihm, das meiste war hinter der Kapuze versteckt.
Der Dolch war wieder unter den Ärmel des Mannes zurückgefahren, ein Kurzschwert jedoch hatte seinen Weg in die andere Hand gefunden, es wurde nun scharf geschwungen und prallte klirrend auf die Klinge seines Schwertes, als er den Streich konterte. Ein Tritt gegen den Brustkorb trieb ihm die Luft aus den Lungen, dennoch versuchte er, nicht zu Boden zu gehen und schaffte sogar einen recht passablen Gegenangriff, bevor er sich herumwarf, durch die hohen Tore der Madrasah lief und versuchte, über die vielbevölkerten Straßen zu flüchten.
Altair hatte sich zur Seite geworfen, um nicht von ihm getroffen zu werden, stemmte sich nun fluchend in die Höhe und setzte seinem Ziel sofort hinterher. Jubair war kein Feigling, er wusste lediglich wann seine Chancen einen Kampf zu gewinnen gegen Null tendierten und so suchte er sein Heil darin, möglichst viel Entfernung zwischen sich und seinen Angreifer zu bringen.
Es war ein einfaches Wurfmesser, dass in sein Bein fuhr und ihn zu Fall brachte, wie durch ein Wunder hatte es die Distanz zwischen ihnen überwinden können, ohne dazwischen in einem anderen Körper stecken zubleiben. Der Sarazene griff sich nur kurz ans Bein, streckte dann sofort seine Arme aus und versuchte, weiter zu kriechen, in Bewegung zu bleiben um dem Mörder kein leichtes Spiel zu erschaffen. Die Aussicht zu entkommen war illusorisch, Altair erreichte ihn nur wenige Momente nach der geworfenen Waffe, drückte ihm sein Knie in das Kreuz, fasste seinen Kopf an Stirn und Kinn und brach ihm ohne mit der Wimper zu zucken das Genick.
Panische Schreie und stampfende Schritte der in alle Richtungen auseinander stobenden Bürger drangen wie durch Nebel zu ihnen, als sie eingehüllt von blauem Licht ihre erste und zugleich letzte Unterhaltung begannen.
    
’€žWarum habt ihr das getan?’€œ fragte Jubair al Hakam beinahe traurig. Altair erkannte ehrliches Bedauern in seinen Worten, fand jedoch keinen sanften Ton. ’€žMänner wie ihr müsst erlöst werden von ihrem fanatischen Wahn, egal wie sehr ihr auch leugnet, wahnsinnig zu sein! Ihr verspracht den Menschen, sie geistig zu führen, aber ihr habt kläglich versagt!’€œ ’€žVersagt worin?’€œ ’€ž Ihnen die alten Werte zu lehren und klarzulegen, was richtig und was falsch ist! Es ist Wissen, dass sie befreit, nicht Zwang!’€œ Der Sarazene schenkte ihm ein wissendes Lächeln. ’€žSie lernen nicht, dumm und stupide wie sie sind, und ihr seid naiv so zu denken! Was ich tat war wie eine Kur für die Menschheit, ich erlöste sie von den Geiseln der Vergangenheit!’€œ ’€žIhr liegt falsch, was vor uns war knechtet uns keineswegs, es bereitet nur unseren Lebensweg lange bevor wir das Licht der Welt erblicken! Man muss Vergangenes annehmen, um es zu bezwingen, man kann es nicht einfach zerstören, es wäre sogar gefährlich, dass zu tun! Das ist auch der Grund, warum ich auch noch den Rest eurer Bruderschaft vernichten werde!’€œ In dieser Rede lagen Überzeugungen, zu denen der Assassine selbst eben erst gelangt war.
Jubair unternahm einen letzten Versuch, sich zu retten. ’€žBin ich nicht wie diese Bücher, die ihr zu schonen versucht? Ein wertvoller Schatz voll Wissen, auch wenn es nicht jenes ist, mit dem ihr übereinstimmt? Sie wollt ihr vor den Flammen schützen, aber ihr seid sehr schnell damit, mir mein Leben zu stehlen!’€œ ’€žIhr seid nur ein kleines Opfer für den Frieden! Es ist notwendig euch zu töten.’€œ Gab Altair unerbittlich zurück. ’€žAber sind es nicht jene, die die Kreuzzüge führen, die das eigentlich Übel sind? Sie bringen mehr Verzweiflung über die Menschen, als ich und meinesgleichen es jemals könnten! Ich habe schon längst meine Opfer an den Frieden gezahlt, als ich alles aufgab, um einer neuen Welt zu dienen! Aber das bedeutet nun nichts mehr! Euer Auftrag ist erfüllt und ich bin bereit zu gehen!’€œ
Das Gewicht des Toten lastete schwer auf Altairs Armen, er ließ ihn zu Boden und orientierte sich schnell an der Welt um sich. Noch waren weder Wächter der Christen noch die persönliche Garde seines Opfers aufgetaucht und die Umstehenden hielten respektvollen Abstand zu ihm, um nicht seine Aufmerksamkeit zu erregen. Wie das Phantom, als das er erschienen war, verschwand er auch wieder, tauchte in einer vorbeiziehenden Gruppe betender Mönche unter, wanderte als vermeintlich einer ihrer Brüder mit ihnen durch die Straßen, bis die Pozession ihn weit genug vom Ort des Attentats weggeführt hatte.
Dann brach er aus ihren Reihen aus, wanderte entspannt aber zielgerichtet weiter und erreichte schon wenige Minuten nach seinem Anschlag erneut Rafiqs’ Haus. Der Verbindungsmann war nicht anwesend, er hatte erwähnt, dass seine Geschäfte ihn dieser Tage auch außerhalb seines Büros sehr beanspruchten und er wohl nicht da sein würde, um Altair zu verabschieden. In Hinsicht auf das zarte Vertrauen, dass nun zwischen ihnen bestand und dass sich der Assassine nicht leisten konnte zu verlieren, verfasste er einen kurzen Brief an Rafiq, bevor auch er wieder dessen Gemächer verließ, um sich seinen beiden endgültigen Zielen zuzuwenden und nach ihrer Erledigung nach Maysaf zu reiten, um Al Mualims Herrschaft zu beenden.

Sand, Sturm, Kälte und Nacht folgten. Altair gönnte sich keine Pausen mehr, er benötigte keine Ruhe, er war klar und hellwach, so als wären Binden von seinen Augen gefallen. Einst hatte er es abgelehnt, jemand Besonderes zu sein, dann hatte er es angenommen, es hatte ihn schließlich zerstört. Nun fühlte er deutlich, dass es im Grunde egal war, es war nur ein Anreiz gewesen ihn seiner Aufgabe zuzuführen, die über das Leben Vieler entscheiden würde. Das Schicksal hätte jeden wählen können und hatte sich für ihn entschieden, also würde er seinem Ruf folgen, ohne zu wissen, was ihn letztendlich erwartete, selbst wenn es Tod bedeutete, es war ihm recht.
Damaskus, Akkon, Jerusalem, sie alle hatten ihren ganz eigenen Platz in den Erinnerungen der Vergangenheit, jetzt verschwammen sie zu namenlosen Städten, in denen er ein Ziel nach dem anderen erledigte, und der Weg zwischen ihnen war ein steter Wechsel von Tag und Nacht, von Gallopp und kurzen Halten, um Shaitan zu tränken. Der Assassine fand sich frei von quälend Gedanken, all seine Aufmerksamkeit war nur nach vorn gerichtet, seine Sinne schärfer denn je. Die neue Zeit würde kommen und mit ihr der Frieden.

<"Nein, Cihan! Ich werde ihn mit mir nehmen, genau wie seine Schwester! Meine Kinder werden nicht unter der Obhut eines Mörders aufwachsen!" "Du musst versuchen das zu verstehen! Es geht hier nicht darum, dass ich dir den Jungen entziehen will! Wenn ich wählen könnte, würde ich ebenso wünschen er wäre einfach nur ein normales Kind, aber da ist mehr!" Leiala hielt ein, ihr Hab und Gut zu schnüren, richtete sie auf und blickte ihren Mann aus müden Augen an. Cihan trug immer noch seine blutverschmierte Kleidung, aber das war es nicht, was sie störte, daran war sie längst gewöhnt. Es waren seine Lügen, seine Ausflüchte, sein ewiges Verschwinden inmitten der Nacht, das ihre Liebe erkalten ließ. Langsam trat sie zu ihm, nahm seine Hände und sah ihm fest in die Augen, doch er senkte seinen Blick. "Was verschweigst du mir? Was ist es, dass dich und den Alten glauben lässt, dein Sohn wäre eine Legende? Es sind Geschichten, mein Liebster, nicht mehr und nicht weniger, und die Assassinen sind und bleiben Mörder, was sie für meine Begriffe nicht heiliger macht als ihre Feinde! Warum sollte ich es als strebsam ansehen, ihn von Al Mualim vereinnahmen zu lassen, jetzt schon, da er noch nicht einmal sprechen kann?"
So sehr hoffte Leiala, er würde antworten, sie drückte seine Hände kräftig und versuchte zu erreichen, dass er sie ansah, aber Cihan entzog seine Finger den ihren, wandte sich um und trat an die Wiege seiner Kinder, stütze sich darauf, während er über ihren Schlaf wachte. Verletzt wie sie war, sprach Leiala schneller als sie wollte. "Nun gut, wenn du weiter schweigen willst, ist meine Entscheidung gefallen!"
Sie fuhr fort, die letzten Reste ihres Besitzes zu verstauen und schenkte ihm keine Beachtung mehr, bis er sie plötzlich am Oberarm packte und unsanft herumzog. "Du weißt das ich dich zwingen könnte, hier zu bleiben!" Fassungslos sah sie ihm ins Gesicht, leise Tränen fanden den Weg in ihre Augen. "DU drohst mir? Mein Gott Cihan! Was ist nur aus dir geworden!" Er ließ sie los, stand ihr jedoch weiter im Weg. "Alles was ich will ist ein Versprechen, bevor ich dich gehenlasse! Ich stimme mit dir überein, dass es zu früh wäre, Amir hier in meiner Obhut zu lassen, aber wenn die Zeit reif ist wird der Tag kommen, an dem ich ihn finden und bitten werde mit mir zu gehen! Ich ersuche dich nur darum, ihn selbst entscheiden zu lassen, ihm nichts von mir zu erzählen, bis ich selbst mit ihm über alles sprechen kann!"
Leiala widerstrebte es längst, immer noch festgehalten in dem ihr so verhassten Maysaf zu sein und ergriff die Aussicht, ihre Probleme um einige Jahre zu verschieben. Später würde sie Zeit haben, über eine Lösung nachzudenken, jetzt musste sie hier einfach nur weg. Sie nickte stumm und Cihan trat zur Seite, gewährte ihr wieder Freiheit. Ohne sich von ihr zu verabschieden verließ er das Zimmer, nachdem er noch einmal an seine Kinder getreten war und Leiala hoffte, ihn zum letzten Male gesehen zu haben.>   

Altair hatte sich ehrlich auf das Treffen mit Yahmmun El Awara gefreut, er war es schließlich gewesen, der diese Idee in ihm angeregt hatte, umso enttäuschter und trauriger war er, als er von einem anderen Bruder empfangen wurde, der nichts Gutes zu berichten hatte. "Friede sei mit euch, Ibn La Ahad! Gewiss seid ihr gekommen, um El Awara die letzte Ehre zu erweisen, wir haben ihn drüben aufgebahrt!" "Er ist tot?" "Oh, ihr wusstet es noch nicht? Er ist vor einigen Tagen seinem Alter erlegen, es war eine stille Erlösung vom Leben, er hat nicht gelitten!" Noch bevor der Andere seinen Satz beendet hatte, war Altair in das Zimmer getreten, in das man den Alten gebracht hatte.
Yahmmun lag auf einer großen Flagge des Assassinenreiches, war in die weiße Kutte gehüllt, die ihn als einen der ihren auszeichnete. Das Gesicht war so friedlich, die Hände gefaltet, es sah beinahe aus als schliefe er nur. Aus tiefstem Herzen wünschte der Assassine dem Freund einen guten Weg im Jenseits, eine bessere Welt als diese.
Der Totenwächter war ihm gefolgt, sprach ihn jedoch nicht an, er war in seiner Arbeit geübt und wusste, wann er sich im Hintergrund zu halten hatte. "Wer wird nun Akkons Verbindungsmann?" fragte Altair nach einer Weile. Der Angesprochen erwachte mit einem Ruck aus seiner Starre. "Es steht noch nicht fest. Der Meister ist schwer beschäftigt, er sagte es habe Zeit!" Für den Assassinen kam dies nicht überraschend, Al Mualim würde sich nun, da seine Gegner beinahe niedergerungen waren, völlig sicher fühlen und das Netzwerk der Bruderschaft würde er bald nicht mehr brauchen. Gut für seinen Plan. "Yahmmun hat euch einen Brief hinterlassen!" unterbrach der Wächter seine Gedanken. Altair nahm das Pergament entgegen, betete ein letztes Mal für Al Awaras Frieden und verließ das Büro des Verbindungsmannes.
Im Schatten eines Ölbaumes inmitten eines Parks setzte sich der Assassine an einen Brunnen und laß zum ersten Mal die Prophezeihung, der alles was geschah zu Grunde lag. Erst lange später, als er wieder und wieder die Worte in sich aufgesogen hatte und die Sonne beinahe hinter dem Meeresspiegel verschwand, ließ er das Papier sinken und hob seine brennenden Augen gegen den Himmel.

Der Horizont hatte sich schwarz gefärbt und die schweren Wolken ergossen den seltenen Regen über Akkon, der von Zeit zu Zeit den Staub und das Blut von den Straßen wusch, eine erholsame, kühle Nacht mit sich brachte. Der Assassine ging die menschenleeren Straßen dahin, die Kleidung klebte eng auf seiner Haut und die Tropfen rannen über sein Gesicht hinweg. Er hatte entschieden, im Bürgerviertel mit seinen Nachforschungen zu beginnen und fand bald eine kleine Taverne, in der ihn stickige Luft und die wirren Gespräche unzähliger Besucher erwarteten. Entgegen sonstiger Gewohnheiten setzte er sich direkt an den Tresen, auch wenn er wie gewöhnlich sein Gesicht gut verbarg. Der Wirt war aufmerksam geworden, dieser Tage waren viele Verbrecher und Dessateure unterwegs und von ihnen konnte man gutes Geld erhalten, wenn man sie nur höflich darum bat, und sicherstellte, das man andernfalls sofort die Wache rufen würde. Abschätzend trat er an den Gast heran. "Was kann ich euch bringen?" "Wasser." Argwöhnisch zog der Schankmann eine Augenbraue nach oben. "Das verkaufe ich nicht, das gibts nur, wenn ihr auch etwas anderes bestellt!" Der Assassine blieb völlig stoisch. "Nun, dann trinkt was euch beliebt auf meine Rechnung."
Es bestand kein Zweifel, dass der Fremde etwas zu verbergen hatte, aber seine Stimme, die leise und doch eindringlich aus den Schatten über seinem Gesicht stach, bewog den Wirt ihn nicht zu erpressen. Schnell schenkte sich der Mann von seinem teuersten Wein ein, brachte dem Gast einen Krug Wasser und prostete ihm zu. "Ihr müsst eine lange Reise hinter euch haben!" begann er, nachdem er einen tiefen Schluck getätigt hatte. "Wie kommt ihr darauf?" "Nun ja, es regnet nicht oft in Akkon und wenn ihr von hier kommen würdet, wärt ihr schon längst in euren eigenen vier Wänden!" Der Fremde schenkte sich ein, trank ebenfalls. "Gut gedacht! Aber was tun dann all die anderen Männer hier?" Verschlagen grinste der Schankmann. "Die sind gewissermaßen zu Hause, aber euch habe ich noch nie hier gesehen!"
Gewöhnlich brauchte es einige Zeit und viele Getränke, um einen Flüchtigen dazu zu bewegen, eine Spende an den Wirt zu leisten, dieser jedoch ließ sich gar nicht erst auf Geplänkel ein, machte sofort ein Angebot und gab seinem Gegenüber das seltsame Gefühl, nicht mehr Herr der Lage zu sein. Altair reichte dem Wirt einen Beutel mit Geld, hob den Kopf und deutete mit einem Ruck nach rechts an, dass er wünsche, der Andere würde sich entfernen. Verwundert aber zufrieden machte sich der Mann daran, die Gläser anderer Gäste aufzufüllen, jedoch nicht ohne den Fremden immer im Auge zu behalten.  
Die Schenke bot neben Speiß und Trank noch andere Zeitvertreibe für die Anwesenden. Nur wenige unter ihnen waren Frauen, es war ihnen sofort anzusehen, dass sie keineswegs ehrbar waren. Leicht bekleidet rekelten sie sich auf Schößen, quitschten laut wenn sie von gierigen Händen in den Po gekniffen wurden, warfen sich den Freiern an den Hals. Eine von ihnen löste sich aus der Gruppe, fixierte ihn den Assassinen mit einem aufreizenden Blick und kam zielbestrebt auf ihn zu. Wallendes braunes Haar fiel über nackte Schultern, ein begehrlicher Glanz lag in ihren Augen. "Na Süßer, so allein?" raunte sie bewusst heißer klingend. Altair fand durchaus Gefallen an ihrem Aussehen, aber das war es nicht was ihn bewog auf ihr Spiel einzusteigen. Er hatte bemerkt, dass sich unter den Gästen auch einige Kreuzsoldaten befanden und hoffte, von ihr etwas erfahren zu können. "Jetzt nicht mehr. Obwohl ich im Allgemeinen nicht viel dagegenhätte, mit euch allein zu sein!" Muna zögerte nicht lange, nahm ihn an der Hand und führte ihn die Treppe hoch in ihr Gemach. Es sollte ihr nur recht sein, wenn er schnell zur Sache kam, so konnte sie heute noch mehr verdienen.
Ihr Zimmer war persönlicher, als Altair erwartet hatte, zwar wurde es von einem zweckmäßig großen Bett dominiert, aber Blumen und Gemälde gaben dem Raum eine warme Note. In einer festgelegten Reihenfolge entzündete Muna Kerzen und begab sich schließlich in eine reich mit Pölstern ausgelegte Ecke. Der Assassine ließ sich neben ihr nieder, als sie begann, eine Wasserpfeife zu stopfen. Als sie suchend um sich griff, um ihre Kräuter zu finden, griff er in seine Robe und bot ihr die seinen an. Seit der Lehrzeit in Jerusalem hatte er sie nur noch für die Linderung von Schmerzen benutzt, aber der Zweck heiligte die Mittel.
Muna grinste schief, vollendete ihr Werk, entzündete die Pfeife und reichte das Mundstück nach einem tiefen Zug an ihn weiter, während sie sich bequem zurücklehnte und ihr ohnehin unzulängliches Kleid gefährlich höher rutschte. Ihr Gast erlaubte es sich ebenfalls, sich etwas zu entspannen, die Kapuze nahm er jedoch auch weiterhin nicht von seinem Kopf. Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, streckte Muna ihr Bein aus, legte es in seinen Schoß und begann mit gezielten, nekischen Bewegungen. "Wollen wir nicht anfangen? Oder seid ihr nur gekommen um zu reden? Keine Angst, ich kenne solche auch, das ist in Ordnung solange ihr auch bezahlt!"
Ein seltsamer Schauder fuhr durch sie, als tastende Fingerspitzen über die Haut ihres Unterschenkels fuhren und der Fremde antwortete. Sie war Berührungen wie diese gewohnt, aber irgend etwas war völlig anders. Er streichelte sie als wäre sie zerbrechlich.
"Versteht mich nicht falsch, ich würde liebend gerne einigen Vergnügungen mit euch nachgehen, aber ihr habt recht, sie sind nicht der eigentliche Grund, warum ich hier bin!" Seufzend zog das Mädchen ihr Bein zurück, drehte sich herum und legte ihren Kopf in seinen Schoß, nahm einen weiteren tiefen Zug aus der Pfeife. Bewusst bließ sie ihm den Rauch ins Gesicht, ihr Gegenüber hustete jedoch nicht. "Also, was ist los? Seid ihr von eurem Glauben abgekommen oder habt ihr Probleme mit eurem Weib? Keine Zurückhaltung bitte, ich bin es gewöhnt!"
Seine Hand streifte ihr Haar, kleine Funken flogen zwischen ihnen, als das Mundstück der Pfeife wieder den Besitzer wechselte. "Genaugenommen habe ich ein paar Fragen..." "ach, so einer seid ihr!" Muna entspannte sich noch mehr und schloss die Augen, legte ihre Hände hinter den Kopf, gefährlich nahe an ihn. "Also los, redet schon, damit ich wieder zu meiner richtigen Arbeit zurückkehren kann!" "Gefällt sie euch so sehr, dass ihr euch danach sehnt?" Sie genoss sichtlich, dass er begann, ihre Schläfen zu massieren, ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. "Sie ist besser als auf der Straße zu verhungern! Und meistens ist es gar nicht so schlimm, wieviele Männer haben schon wirklich Stehvermögen?" Unvermittelt öffnete sie ein Auge, konnte jetzt auch die seinen sehen, denn er hatte es dem spärlichen Licht erlaubt, etwas Helligkeit auf sein Gesicht zu werfen und sie war angenehm überrascht, es hätte schlimmer kommen können. "Seid ihr sicher, dass ich das eure nicht testen soll?"
Für einen Moment bewog der Assassine, der Versuchung nachzugeben, hatte sich jedoch schnell wieder im Griff. "Ein andermal, meine Liebe! Heute will ich von euch wissen, was ihr über Sibrand wisst!" "Komisch das ihr das fragt, seine Männer gehören zu meinen besten Kunden!" "Was ihr nicht sagt..." Muna verstand ihr Spiel gut, sie veränderte nur unwesentlich die Position ihrer Hände und brachte ihn damit zu atemlosem Schweigen. "Wisst ihr, eigentlich habe ich nicht die Zeit, mich mit Politik herumzuschlagen und im Wesentlichen ist es mir auch völlig egal, wer das Heilige Land kontrolliert, meine Kunden bleiben immer dieselben. Aber Sibrands Leute sind, hm...., anstrengend! Er führt ein ziemlich hartes Regiment über sie und entweder sind sie mit den Nerven zu fertig, als das sie etwas zu Stande bringen, oder sie zeichnen sich durch besondere Brutalität aus. Mit Druck geht wohl jeder anders um!" Dass sie mit ihren letzten Worten weniger von den Soldaten sprach als von der vorliegenden Situation, wussten sie beide. Altair musste sich bemühen, ruhig zu bleiben, fasste sich jedoch erneut, als er sanft über ihre Achseln fuhr und sie sich lachend krümmen musste, den Körper von seinen Beinen nahm.
"Warum ist er so streng, es läuft doch gut für ihn! In Akkon hat er nichts zu befürchten, die Schlacht findet um Jerusalem statt!" Muna hatte sich wieder beruhigt, lehnte jetzt locker neben ihm, was tiefe Einblicke gewährte. "Anscheinend denkt er das nicht! Er hat sogar den Nachschub für Richard einbehalten, weil er behauptet die Männer und Waffen hier zur Verteidigung der Stadt zu brauchten! Mir solls recht sein, ist gut fürs Gewerbe!" Enttäuscht stellte sie fest, dass die Pfeife leer war, bekam erneut Füllung von ihm angeboten.
"Was sagen die Wächter noch?" Ein süßer Duft streifte ihn mit jeder Bewegung, die sie tat, ließ seinen Blick immer wieder von ihrem Gesicht nach unten gleiten. "Das er irre ist, von Sinnen! Anscheinend hat es in letzter Zeit einige Vorfälle gegeben, bei denen hohe Persönlichkeiten umgekommen sind. Sirbrand hat Angst, dass er der Nächste sein könnte." "Hat er einen Verdacht?" "Einen festen sogar! Er sagt, es waren die Assassinen. Warum wollt ihr das wissen?" Muna wandte sich ruckartig um und kam nah an ihn. Ihre Lippen waren nur Zentimeter voneinander getrennt, Altair spürte ihren Atem auf seinem Gesicht, biss sich auf die Zunge, fand aber Kraft sie zurückzuschieben. "Danke, das war alles, was ich wissen wollte!" brachte er hervor und verfluchte seinen hörbar gesteigerten Atem. Das Mädchen grinste schief, setzte sich auf und verschränkte die Arme. "Gut, es war mir eine Freude euch zu Diensten zu sein. Und jetzt sprechen wir über den Preis...!"

Altair brauchte ein wenig, um die Erinnerung an ihre Haut wegzuwischen, beschloss, sich ausgiebig Zeit für derlei Dinge zu nehmen, sollte er die nächsten Tage überleben. Der Regen hatte nachgelassen und mit dem fernen Grollen des abziehenden Gewitters wurden die fallenden Tropfen immer weniger. Trotzdem war kaum jemand auf den Straßen, es war spät geworden und nur zwielichte Gestalten oder Betrunkene begegneten ihm hie und da. Der Assassine dachte eben darüber nach, wie er mehr über sein Ziel herausfinden konnte, als er um eine Ecke bog und direkt mit einer vermummten Gestalt zusammenstieß.
Ein Bündel voller Holz fiel zu Boden und hinter dem Schatten regte sich ein weiterer, viel kleinerer. Die Kapuze seiner Robe war zurückgefallen, der eben hervortretende Mond warf sein Licht auf ihn und vor ihm erklang das erschrockene Keuchen einer Frau. "Verzeiht!" wisperte er, bückte sich um die Scheite aufzuheben, aber eine Hand hielt ihn zurück. Die Frau löste ihren Schleier, offenbahrte ihm ihr Gesicht und auf einmal gab es nichts mehr, dass von Belang war.
Mitten in der kalten Nacht Akkons, in einem völlig unbedeutenden Teil der Stadt, stand ihm Allada gegenüber.
Es vergingen einige Sekunden, in denen niemand von ihnen etwas sagte oder tat, dann aus heiterem Himmel schlang sie plötzlich ihre Arme um ihn, weinte, leise erst, dann hemmungslos und laut. Altair war erstarrt, er konnte sich nicht bewegen, ließ die jahrelang aufgestaute Verzweiflung seiner Schwester über sich ergehen. Erst die ängstliche Stimme eines Kindes unterbach den Moment, erlöste ihn von ihrer Nähe, als sie je zurückzuckte. "Mama?" Ein kleines Mädchen drückte sich an die Wand des nahen Hauses, versuchte zu verstehen, was da vor sich ging, warum ihre Mutter einem Fremden um den Hals fiel. Mit Tränen in den Augen hockte sich Allada zu ihr und flüsterte ihr beruhigend zu bevor sie wieder zu ihm aufsah. Der Assassine hatte sich keinen Zoll bewegt, er starrte stumm zurück, war unfähig, die unerwartete Situation zu meistern. Es gab so viel zu sagen, aber kein Wort konnte er hervorbringen.
Allada fasste sich wieder und ihre Freude, ihre Trauer, ihre Hoffnung wichen dem Zorn, der tief in ihrem Herzen wohnte. Sie richtete sich auf und trat ihm entgegen. "Wo warst du? Wo bist du gewesen als ich dich am Meisten brauchte?" keuchte sie, die Stimme zitternd vor Wut. Altair griff nach seiner Kapuze, zog sie wieder über den Kopf, wandte sich um und wollte gehen, aber sie war nicht willens, ihn so einfach entkommen zu lassen.
"Ja, lauf davon wie ein kleiner Junge, Amir! Du hast dich nicht geändert, bist nicht erwachsen geworden, du bist immer noch ein Feigling!" Die dunkle Gestalt blieb mit hängenden Schulter stehen, drehte sich jedoch nicht um. "Amir existiert nicht mehr." sagte eine trockene Stimme, die tief in ihr Herz fuhr und einen Schwall von Angst über sie brachte. Es war nicht mehr ihr Bruder, der hier vor ihr stand, nicht mehr der eine, der um sie gekämpft hatte, ihr begegnete nun ein Mörder, ein Niemand, ein Schatten in den Wellen der Nacht. Allada nahm ihren Mut zusammen und antwortete, während sie geistesabwensend einen Arm um ihre Tochter legte, die sich an sie drückte. "Nun, wer immer du jetzt auch bist, ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was geschehen ist! Du bist es mir schuldig!"
Sie bückte sich, begann ihre Last einzusammeln und wollte das Bündel wieder auf ihren Rücken werfen, als es ihr von einer starken Hand abgenommen wurde. Altair war neben sie getreten, mied jedoch immer noch den Blickkontakt. Ein weiteres Zittern fur durch ihren Körper, als er erneut sprach. "Es gibt zu viel zu erklären, als das ich es so einfach tun könnte. Mir bleibt nicht viel Zeit, also nutzen wir sie nicht mit schlechten Reden! Sagt mir vielmehr, wie es euch ergeht, seid ihr glücklich mit dem Leben, dass ihr gewählt habt?" Erneut rannen Tränen über Alladas Gesicht, seine förmliche Bezeichnung zerstörte endgültig jede Hoffnung darauf, er könnte noch der alte sein.
"Was ist nur aus dir geworden?" flüsterte sie. Der Assassine streckte die Hand aus, suchte das Haar des kleinen Mädchens zu berühren, doch das Kind zuckte zurück, versteckte sich hinter seiner Mutter und er ließ den Arm lagsam wieder sinken. "Sie ist wunderschön, ebenso wie du! Aber ich sehe Spuren großer Anstrengung in deinem Gesicht!" Allada nahm ihre Tochter an der Hand und begann zu gehen, überließ es ihm ihr zu folgen. Als er langsam zu ihr aufschloss, sprach sie klarer, ruhiger als zuvor. "Mir geht es gut. Wir haben ein bescheidenes Leben, aber das ist mehr als wir brauchen."   
"Der Verräter sorgt also für euch?" Alladas alte Stärke übernahm wieder ihr Gebaren, sie fuhr herum und funkelte ihn an. "Ich werde dir nicht erlauben so über ihn zu sprechen!" zischte sie. Ihr Gegenüber schwieg erneut einige Sekunden, gab dann aber nach. "Verzeiht. Ist euer Ehemann fähig, euch ein Leben zu bieten?" Gemeinsam setzen sie den Weg fort, das Kind war nun mutiger geworden, betrachtete immer wieder verstohlen den Fremden und hörte gespannt zu. "Özcan tut alles für uns, was er kann! Weißt du, Akkon ist nicht mehr wie früher und das Leben hier ist noch härter geworden!" "Die Belagerung der Christen..." "Und der vorgehende Einfall Salad Al Dhins! Wir leben mitten im Krieg!"
Sie erreichten ein ärmliches Haus in einer schmutzigen Seitengasse und Allada blieb vor der Türe stehen. Altair ließ das Holz auf den Boden, sah an den Fenstern hoch, konnte jedoch kein Licht erkennen. Alte Verbindungen erlaubten es, dass seine Schwester genau wusste, was er dachte. "Er ist nicht zu Hause, er arbeitet neuerdings auch Nachts, unermüdlich, um uns am Leben zu halten!"
Sie stieß die Tür auf, trat in den dunklen Vorraum und entzündete eine Öllampe, das Mädchen lief ihr vorraus. Zögernd folgte der Assassine, trat in ihr Haus ein und wurde schmerzlich von dem kleinen Glück umfangen, dass sie hier inmitten des Elends geschaffen hatte. Der gedrungene Wohnraum war sauber, frische Blumen und kleine, von Kinderhänden gebastelte Tiere zierten die spärliche Einrichtung, um einen Tisch standen einfache Stühle, geschmückt mit Decken. Die Kleine hatte sich in einer Ecke auf Pölster niedergelassen und nahm eine selbstgenähte Puppe zur Hand, doch ihre Mutter entzog sie ihr wieder und mahnte sie nach oben ins Bett zu gehen. Sie verschwand folgsam, nicht ohne sich noch einige Male umzudrehen.
Allada entzündete ein Feuer im Kamin und ließ sich dann müde auf einen der Stühle nieder. Sie versuchte zu ignorieren, dass sich unter seiner Robe seine Waffen abzeichneten, als er sich ebenfalls setzte. Es würde schwierig werden, ihm etwas zu entlocken, vorerst musste sie sich damit begnügen, ihm ihre Geschichte zu erzählen und darauf zu hoffen, dass er es ihr später gleichtat.
"Die Sarazenen sind eben in jener Nacht eingefallen, als Basilah geboren wurde. Özcan stellte sich ihnen entgegen, als sie in unser Haus eindrangen, aber sie fielen über ihn her. Ich flehte und bettelte, sie mögen ihn nicht töten, doch er wurde fortgebracht, sie ließen uns alleine zurück und ich wusste lange nicht, ob er überhaupt noch lebte! Erst als die Christen erneut die Macht übernahmen, befreiten sie die Gefangenen und er kehrte heim!"
Altair lauschte dem Redefluss seiner Schwester, er fühlte das ihr Herz überging, die Ereignisse der Jahre aus ihr sprudelten, als müsse sie sich ihrer erledigen. Er erfuhr, dass sie in der Zeit Özcans Gefangenschaft alles verloren hatte, bei dem Versuch, ihr Kind durchzubringen, wie schwierig es war wieder mit ihm zu leben, seine Alpträume, seine Launen zu ertragen. Erst als ein Zufall dazu geführt hatte, dass Özcan eine Arbeit im Hafen fand, begann sich ihr Leben wieder zu besser. Er hatte eine neue Aufgabe gefunden, steckte all seine Energie in sie und rettete seine Familie davor, elendig zu verrecken.
Auch wenn der Assassine dem ehemaligen Ordensbruder nicht gut gesonnen war, eine Art von Respekt wuchs in ihm als er dies alles hörte, aber er hatte keine Zeit, keine Möglichkeit auszusprechen was er dachte, ihr zu sagen wie froh er war sie am Leben zu sehen. Ein Detail sprang ihm ins Auge und er unterbrach sie unerwartet. "Für wen arbeitet er?" Allada senkte ihre Hände, die geistesabwesend mit einem Faden gespielt hatten und sah ihn irritiert an. "Was?" "Für wen arbeitete Özcan im Hafen?" wiederholte er. "Für Sibrand. Warum ist das Wichtig?"
Altair schoss hoch und verließ sie überstürzt, er hatte erfahren was er wissen wollte, es gab keinen Grund sie beide länger zu quälen. Sicher würde er zurückkehren, wenn es überstanden war, aber zu viel war zu tun, um sich jetzt mit ihr auseinanderzusetzen. Allada war hinter ihm, stützte sich an den Rahmen der Eingangstüre und schleuderte ihm schreiend einen Krug hinterher. "Du Lügner! Du Mörder! Komm nie wieder!"  

Der Assassine zögerte keinen Moment, dem Hinweis zu folgen. Er betete für Allada, das ihr Mann nichts von Sibrands Machenschaften wusste oder er würde ebenso den Tod finden wie sein Herr selbst. Anfangs kam er schnell voran, doch als Altair sich dem Hafengebiet näherte, wurden die Wachen häufiger und schwieriger zu umgehen.

Inzwischen ließ Sibrand sogar Nachts starke Truppen aussenden, er schlief kaum mehr, lief wie ein Tier getrieben durch die Gegend, die Augen dunkle Höhlen nackter Angst. Blitzschnell wandte er sich um, als er Schritte hörte, den Bogen griffbereit in der Hand gespannt, nahm ihn auch nicht herunter, als er seinen eigene Leibgarde entdeckte. Der Soldat blieb wie versteinert stehen und wagte es nicht weiterzugehen. Sirbrands Wahn war gefährlich geworden.
"Mein Herr, ich bin es nur!" brachte er hastig hervor um nicht als vermeintlicher Assassine mit einem Pfeil in der Brust zu enden. Der Blick seiner Vorgesetzten blieb noch einige Sekunden verschleiert, bevor Erkennen über seine Züge floss und er sich entspannte. "Ihr seid es, Mathis! Warum stört ihr mich? Gibt es etwa einen Alarm?" Der Kopf des Templers fuhr herum, er folgte mit den Augen den Schatten imaginärer Angreifer. "Nein, Herr, aber wir haben einen Verdächtigen gefasst! Der Hauptmann hat ihn zum Dock bringen lassen, wie sollen wir nun mit ihm verfahren?" "Ich will ihn sofort sehen!" fuhr Sibrand hoch und schlich mehr an Mathis vorbei, als das er ging. Auf dem Weg sprang er immer wieder unvermittelt zur Seite, streckte seinen Bogen in die Dunkelheit, flüsterte leise vor sich hin. Seinem Leibwächter wäre es lieber gewesen, der Templer hätte endlich Schlaf gefunden, denn er war unberechenbar geworden und wohl nicht mehr Herr seiner Sinne. Die Furcht vor seinen Grausamkeiten war es, die seine Männer noch bewog zu ihm zu stehen.
Beinahe gleichzeitig mit Altair gelangte er ans Dock, wo eine kleine Versammlung Soldaten gemeinsam mit einem gebundenen Mönch wartete. Der Mann war auf die Knie gestoßen worden, die Spitze eines Schwertes zielte genau in seinen Nacken und mit wenig Begeisterung wurde der Assassine gewahr, dass es sich bei dem Besitzer der Waffe um seinen Schwager handelte. Also doch, Özcan war und blieb ein Verräter, so sehr er Allada auch den braven Ehegatten vorzuspielen suchte.
Sibrand entfuhr ein hysterisches Lachen, als er den Gefangenen sah, schnellen Schritte trat er heran, hob sein Knie und rammte es gegen das Gesicht des Mannes, der aufschrie und sich die Nase haltend am Boden rollte. Özcan steckte seine Waffe weg. "Wir haben ihn dabei beobachtet, wie er um die Mauern des Hafens herumschlich." erstatte er trocken Bericht. Der Templer hatte seine Hände gefaltet, knetete seine Finger fest, deutete seinen Untergebenen, den Mönch hochzuziehen. "Sehr gut, sehr gut, eine weitere dieser Ratten! Sprich, wann wolltest du mich überfallen?"
Altair bewog einzugreifen, beschloss aber schließlich, dass das Attentat zu wichtig war um ein Risiko einzugehen. Diese arme Kreatur würde für eine höhere Sache sterben. "Bitte...ich bin kein Assassine! Wirklich, ich bin nur ein einfacher Mönch! So glaubt mir doch!" flehte der Verwundete, doch Sibrand schlug unerbittlich erneut hart zu, nur dass die Wächtern nun verhinderten, dass der Mann sich krümmen konnte. Beinahe kreischend gab der Templer zurück: "Du leugnest auch noch, du Sohn einer Hure? Ich kenne deinesgleichen, eure Zungen sind gespalten, ihr lügt, wenn ihr nur den Mund aufmacht!" Bis auf wenige Zentimeter brachte Sibrand sein Gesicht an das seines Opfers. "Ihr könntet mich vielleicht täuschen, aber der, der euch gefangen hat, kennt euer wahres Gesicht! Özcan! Ist dieser hier ein Meuchelmörder?"
Altair stockte der Atem und seine Hände krallten sich tief in das splitternde Holz der Kisten, hinter denen er sich verbarg, als der Angesprochene antwortete. "Gewiss, mein Herr! Er trägt die Zeichen!"

Rasende Wut durchfuhr den Assassinen, sie stieg in seiner Kehle hoch, fuhr ihm durchs Gebein und nur ein letzter Rest Verstand schaffte es, sie zu kontrollieren. Während Sibrand fortfuhr, den unschuldigen Mönch zu quälen, focht Altair einen stummen Kampf gegen sich selbst und seine Rage, um nicht sofort vorzutreten und Özcan zu töten. Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht, von Anfang an nicht, er hatte recht gehabt, hatte sich jedoch weich reden lassen von allen! Oh wie er sie hasste, diese beruhigenden Worte, die ihm von allen Seiten zugeflüstert worden waren! <Hochmut kommt vor dem Fall!> <Mäßigt euch!> <Geduld ist eine Tugend!> Altair kannte sie alle und wahrlich hatte man ihn so weit gebracht, an sie zu glauben. Niemals hätte er sich dazu herablassen dürfen sich so behandeln zu lassen, nie hätte er lernen sollen demütig zu sein! Er hatte Recht behalten.
Sein Atem ging schneller, als er sich selbst eine Hand auf die Schulter legte und die Nägel tief ins Fleisch krallte. Nein. Schluss. Nicht so, nicht jetzt. Der Assassine schloss die Augen, konzentrierte sich Momente lang nur auf sich selbst und  spürte, wie er langsam wieder ruhiger wurde. Über den Dingen zu stehen bedeutete nicht, sich selbst über eine Bestimmung zu erheben. Persönliche Differenzen hatten jetzt keinen Belang, zu groß war, was vor ihm lag.

Der Mönch wimmerte nur mehr leise, man hatte ihm erlaubt, wieder auf die Knie zu gehen und Sirband stand breit grinsend vor ihm. Tränen des Schmerzes rannen dem Unschuldigen aus den Augen und der Templer lachte erneut laut auf, als er sie sah. "Seht ihr, wie schwach diese Teufel in Wahrheit sind? Sie schlagen hinterhältig zu und machen sich dann aus dem Staub, aber wenn man sie im Kampfe stellt, dann weinen sie wie kleine Kinder! Lasst mich euch als der Feigling brandmarken, der ihr seid!" Özcan reichte seinem Herren ein Brandeisen, dass zuvor sorgsam über einer Flamme erhitzt wurde.
Die Umrisse eine glühend roten Buchstabens stachen klar aus dem dunklen Horizont des Meeres und ein Schrei zerriss die Nacht, als das A direkt auf die gewaltsam enblöste Brust des Mannes niedersank. Sibrand war fanatisch, mehrmals senkte er das schwere Metall auf die Zuckende Haut, solange, bis sein Opfer das Bewusstsein verlor. Dann wandte er sich gelangweilt ab, wie eine Katze von einer toten Maus. "Erledigt ihn!" wies er knapp an und wollte wieder auf sein Schiff zurückkehren, hielt jedoch noch einmal ein. "Und Özcan?" "Ja, Herr?" "Das habt ihr gut gemacht!"

Während sein Ziel zu dem vermeindlich schützenden Ort zurückkehrte und die Soldaten den leblosen Körper des Mönches über die Mauern ins kalte Nass warfen, hatte Altair bereits begonnen, einen Weg zu suchen. Der Steg an dem das Schiff angelegt hatte, war gut bewacht und zwei hohe Türme boten den Bogenschützen eine wunderbare Gesamtsicht des Hafengebietes. Zusätzlich war der Assassine alles andere als erfreut darüber, dass sich zwischen ihm und Sibrand nun die halbe Bucht mit dunklem, tiefen Wasser erstreckte. Als Kind war er einst in es gestürzt und beinahe ertrunken, schwimmen hatte er daher niemals wirklich gelernt und wer hätte auch gedacht, dass ein Mann wie er es jemals brauchen würde?
Altair senkte die Lider zu schmalen Schlitzen und versuchte aus dem wenigen Licht des Mondes Schatten herauszufiltern. Wie Trittsteine lagen unzählige kleine Bote und die Pfosten, an denen sie befestigt waren, vor ihm. Seufzend beschloss er, keine weitere Minute zu vergeuden und setzte mit einem Sprung auf den ersten glitschigen Pfahl über. Von dort aus schwang er sich sofort mit Hilfe eines Segels weiter zu einem Kahn, auf der er erst einmal einhielt und prustend Atem ausstieß. Das konnte ja heiter werden! Zum kurzen Finden seines Gleichgewichts blieb ob fehlenden Halts auf den schmalen Oberflächen der Holzstäbe keine Möglichkeit, also musst er die Taktik ändern. Erneut fokusierte er die schmalen Schatten bis zu dem nächsten Boot, trat zurück und nahm Anlauf. Der Assassine steigerte seine Geschwindigkeit, stieß sich kraftvoll vom Rand des Kahns ab und setzte nur mit einem Fuß auf dem nächsten Pfosten auf, sprang erneut, setzte den anderen auf den Folgenden und lief so über das Wasser, bis er das erneut sichereren Boden unter sich spürte.
Er war nun zur Hälfte an das Schiff des Templers herangekommen und hier wurde er gwahr, dass Sibrand sehr wohl auch an eine Möglichkeit eines Angriffes über die Meerseite gedacht hatte. Drei Boote schwammen nahe an seinem Segler, sie waren mit ihm vertäut und auf ihnen saßen Soldaten um ein kleines Feuer, dass sie auf unerklärliche Art und Weise entzündet hatten, ohne ihren schwimmenden Wachpunkt in Brand zu setzten. Was sie übersehen hatten war, dass das Licht keineswegs ihre Arbeit erleichterte, sondern sie blendete, sie blind dafür machte was in ihrer Nähe vorging.
So wurden die beiden Wächter auf dem ersten Kahn dem Assassinen nicht gewahr, als er Messer in ihre Kehlen schleuderten, sie sanken ganz still nach vorne, ohne je die Gestalt ihres Mörders zu erblicken. Kurz erwog Altair, auch die anderen zu töten, beschloss aber dass es nicht nötig war es zu tun. Ihre Boote waren dem, auf dem er Unterschlupf gefunden hatte, weit genug entfernt um ihn nicht sofort zu entdecken. Auf seiner Flucht würden ihm ohnehin Unzählige folgen, vier mehr oder weniger machte da keinen Unterschied, er schenkte ihnen vorerst ihr Leben.
Er wagte einen letzten Lauf über einige Pfosten, bis er schließlich an die Reling des Schiffs gelangte, gegen die nasse Wand sprang und sich an den schmalen Tauen, die unter der Gallionsfigur hingen, festkrallte. Kurz glitt er aus, der Stiefel fuhr durch das Wasser und Altair kletterte schnell ein wenig höher, um eine sicherere Position zu finden.
Millimeter schob er seine Stirn über den Rand, zuckte erschrocken zurück, als er direkt eine Scheide eines Schwertes vor ihm sah und wäre beinahe gefallen. Hoch über ihm aufgerichtet stand Sibrand und Altair glaubte schon, entdeckt worden zu sein, doch der Templer hielt seinen Starren Blick und gespannten Bogen kerzengerade in die Nacht hinaus, als sähe er von weit draußen auf dem Meer ein Unheil kommen. Seine Augen waren leer und die Hände zitterten verräterisch, Schweiß trat auf seine Stirn.
Mathis glaubte, sein Herr hätte endgültig den Verstand verloren, als er anfing mit imaginären Feinden zu sprechen. "Zeigt euch!" schrie der Templer kreischend durch die Nacht. "Ich weiß das ihr hier seid, alle seid ihre gekommen, lauert da draußen und lacht über mich! Kommt her und lasst uns kämpfen!" Vier schnell hintereinander entsandte Pfeile schossen in die Nacht, platschten wirkungslos fern von dem Schiff in das Nass. Neben Sibrand und Mathis befand sich nur ein weiterer Wächter an Bord, er hatte sich jedoch weit entfernt von dem Templer im Schutze eines Segels niedergelassen und beobachtete unauffällig, aber hellwach die Umgebung.

Özcan wusste, dass Sibrand nicht verrückt war, ganz und gar nicht, er war vielleicht der einzige, der wirklich begriffen hatte was vor sich ging. Während in den anderen Städten von einem Phantom, einem Geist gesprochen worden war, der plötzlich erschien, tötete und wieder untertauchte, war dem Templer schnell klar gewesen, dass es sich hierbei um kein überirdisches Wesen handelte. Der Alte vom Berg schuf diese Kreaturen aus ganz normalen Menschen, er setzte ihnen eine feste Idee in den Kopf, die sie unter jeder Bedingung verfolgten. Sibrand wusste sehr genau um die Gefährlichkeit der Assassinen und Özcan war der Einzige der ebenfalls wahrnahm, dass die Dunkelheit der Nacht hier draußen auf den sanft wogenden Wellen der Bucht nicht wie gewöhnlich war. Es fiel ihm schwer es zu beschreiben, es fühlte sich beinahe an als hätte jemand den Lauf der Zeit angehalten, um ein Tor in der Realität zu schaffen.
Altair Ibn La-Ahad war irgendwo da draußen, dessen war er sich sicher, und wartete geduldig wie eine Schlange auf den rechten Moment. Es konnte nur dieser Mann sein, der die Reihe von aufsehenerregenden Morden unter hochrangigen Persönlichkeiten beganngen haben konnte, die Taten trugen eindeutig seine Handschrift. Sibrand hatte einen Gegner, den er niemals bezwingen würden könnte und Özcan hoffte inständig, dass er litt, wenn sein Herz vom kalten Dolch des Assassinen durchbohrt werden würde.

Der Templer beging den letzten in einer Reihe von Fehlern in seinem Leben, als er sich selbst davon überzeugte, dass es Wahnsinn war, was er hier tat. Er erlebte den Moment seines Todes nicht in der seltsamen Verschleierung, die ihn befallen hatte, sondern dachte und fühlte völlig klar. Er hatte sich umgewandt, und wollte Mathis zu sich rufen, der nahe an einer Kiste lehnte und im Schein einer Fackel laß, als ein schweres Gewicht von hinten auf ihn viel und ihn zu Boden drückte. Sein Leibwächter erlag dem selben Schicksal wie schon die Männer im Boot, er konnte nicht einmal mehr bestimmen, woher das tödliche Messer kam, als er starb.
Tief in Sibrands Lunge bohrte sich kaltes Stahl,wurde herumgedreht, zerfetzte das Zentrum seines Atems. Hilflos fiel er nach vorn, kam auf seinem Gesicht zu liegen, wurde aber alsbald derb mit einem Fuß herumgedreht und keuchte, als er seinen Angreifer sah.
"Bitte, lasst von mir ab!" flehte er in den Schatten des Gesichtes über ihm, doch Altair zeigte keine Barmherzigkeit, zu frisch war die Erinnerung daran, was Sibrand einem Unschuldigen angetan hatte. "Ihr habt Angst?" fragte er stattdessen sichtlich amüsiert, denn er hatte keine Eile. Die Verletzungen würden sein Zeil nicht sofort töten, es noch so lange an der Schwelle halten, bis er hörte, was er wissen wollte. "Natürlich! Wer würde das nicht?" Die Augen des Templer schlossen und öffneten sich wieder, seine Lider streikten gegen den Willen, noch ein wenig das Leben zu sehen. "Aber ihr seid nun sicher in den Armen eures Gottes!" quälte der Assassine sein Opfer weiter mit hönischem Ton. "Sie haben euch nichts gesagt? Dann wisst ihr auch nicht, was noch auf mich wartet, auf alle von uns!" "Wenn es nicht das Paradies eueres Gottes ist was dann?" "Viel mehr, als mich nun erwarten wird. Nichts, nichts von Gewicht und das ist wovor ich mich fürchte!" "Ihr glaubt also nicht an eine Existenz nach dem Tod?"
Nur heiser drang ein Abklatsch des hysterischen Lachens aus Sirbrands Mund. "Wie sollte ich bei dem was ich weiß, was ich gesehen habe? Dieser Schatz ist der Beweis..." Langsam glitt er hinweg in tiele Leere, wurde von einem harten Schlag gegen seinen Bauch zu seinem Schattendasein zurückgezogen. "Wofür?" fragte Altair knapp, als der Templer die Augen wieder öffnete. "Das dieses Leben alles ist was wir haben!" "Dann kostet es noch einige Sekunden aus und sagt mir, was hier gespielt wird!"
Sibrand glaubte keineswegs die letzte Möglichkeit sich zu retten zu ergreifen, als er seinen Mörder in einen Teil der Vorgänge einweihte, deren Mittelpunkt das heilige Artefakt war. Er nutzte lediglich die letzte Möglichkeit zu hoffen, dass es jemanden gab, der den Untergang verhindern konnte und niemand anderer war in Sicht als der Assassine. "Wir sind hier, um das Gleichgewicht der Herrscher zu erhalten bis wir..." Altair wurde ungeduldig, unterbrach ihn. "Bis ihr das Heilige Land an euch reißen könnt? Danke, das wusste ich schon!" "Bis wir die Feinde niederschlagen und Frieden bringen können, ihr Idiot!" zischte Sibrand unvermittelt stark. "Es geht hier nur um Frieden! Ihr solltet hinterfragen was ihr tut, von wem ihr eure Befehle erhaltet! Ich tat nur, was mir gesagt wurde, ich folgte meinen Überzeugungen, gerade so wie ihr! Und seht wo ich nun geendet bin..."

<Das letzte bewusste Bild vor den Augen des Templers lag weit zurück in der Zeit, in einer dunklen Höhle, in der er mit Kopfschmerzen und Schwindel erwachte. "Dieser verdammte Hund!" schrie Garnier von Nablus neben ihm. Aus den Schatten regten sich weitere Stimmen, an ihren verschiedenen Akzenten konnte Sibrand die Mitglieder ihrer Vereinigung erkennen. Abdul Nuqoud war in völliger Rage und seine Stimme überschlug sich mehrmals beinahe. "Daran seid nur ihr Schuld, ich habe euch davor gewarnt, diesem Bastard zu vertrauen! Jetzt ist alles verloren!" Garnier antwortete prompt. "Ihr sagtet doch selbst ohne Al Mualims Hilfe würden wir die Hülle nicht öffnen können!" "Jaja, und ohne euch wüssten wir und er nicht, dass sie überhaupt existiert! Wärt ihr nur in eurem gottverdammten Land geblieben!" "Schluß jetzt!" Leruzzis Stimme schnitt dominant zwischen sie und  sorgte für Stille. "Gut, er ist also entkommen, aber er kann nicht so dumm sein, den Stein schon jetzt zu benutzen! Wir wissen, dass er ihn hat, wir wissen, wie er zerstört werden kann, also muss er ihn verstecken, wenn er keinen Angriff mit all unserer Kraft auf sich ziehen will. Er muss uns einzeln erledigen, einen nach den anderen, also müssen wir etwas anderes tun! Wir werden Al Mualim stürzen, wir werden ihn auf die einzige Art und Weise erledigen, die es gibt: Wir werden ihm zeigen, dass es den Stein nicht braucht, um eine neue Welt zu schaffen, im Gegenteil, wir werden schneller sein als er!" Acht Münder hielten den Atem an. Sibrand fühlte in seiner Erinnerung, wie sich seine Lippen bewegten. "Aber dass ist doch, was wir verhindern wollten! Wir können es nicht tun, es ist gegen alles an das wir glauben!" "Seid ihr euch da so sicher?" Mit dem Klang dieser letzten Worte rutschte Sibrand in den luftleeren Raum.>

Altair stand an der Reling des Schiffes und hielt sein Gesicht in den aufkommenden Wind. Im ersten Moment, in dem er aus der besonderen Realiät aufwachte, begann er reflexartig die Lage abzuklären, einen Fluchtweg zu suchen. Eine vertraute Stimme hatte ihn jedoch abgelenkt, oder mehr die Dinge, die sie sagte.
Özcan stand an der anderen Seite des Schiffes, deutete hektisch in das Wasser und leitete alle anstürmenden Wachen sofort in diese Richtung. "Da lang, er ist da lang geflüchtet! Los, nehmt euch Boote, er hatt einen unserer Kähne gestohlen, auf offener See hat er keine Chance, zu entkommen! Schnell, tötet den Assassinen!" Die ersten Soldaten begannen, über Strickleitern nach unten zu klettern und Özcan erlaubte es sich, für Sekundenbruchteile zur Reling des Schiffes zu sehen. Altair hatte verstanden, dass er ihm half, er wartete hoch aufgerichtet mit dem Rücken zu ihm auf sein Kommen. Niemals wäre einer ihrer Brüder auf solch einem törichten Weg geflüchtet, lieber ertrank man noch gleich mit Pfeilen in der Brust.   
Özcan ließ sich Zeit, erst als alle Wächter ausgeschwärmt waren und sich niemand sonst mehr auf dem Schiff befand, ging er zu seinem alten Feind hinüber, der sich immer noch nicht von der Stelle gerührt hatte. Erneuter Donner rollte über den Himmel, ein entfernter Blitz spiegelte sich in den offenen Weiten des Meeres und Özcan trat neben Altair, fasste sich auf die kommenden Dinge.
"Warum?" fragte ihn der Assassine jedoch ruhig, besonnen und ohne Angriff ganz entgegen seiner alten Verhaltensweisen. Özcans Blick wandt sich nicht von dem fixierten Punkt im Wasser ab, obwohl der Andere ihn nun offen ansah. "Er wusste, was ich bin! Er hat gedroht sie zu töten und unsere Tochter zu einer Hure zu machen! Ich hatte keine Wahl!" "Du hattest einst eine Wahl, aber du hast sie vergeben!"
Wieder trafen die ungewöhnlichen Schwingungen in der Stimme seines alten Feindes Özcan unvorbereitet. Altair war keineswegs drohend, er stellte nur trocken Tatsachen fest. "Nein, ich bin nicht wie du! Ich habe mehr Verpflichtungen, als nur mir selbst gegenüber! Würdest du nur für edle Ziele handeln, wenn du zusehen müsstest, wie sie dein Weib nehmen, wie sie dabei schreit?" Der Assassine zuckte je zusammen und sein Gegenüber wurde noch um eine Spur zynischer. "Ja, siehst du? Das ist, was passiert ist, das ist der Grund warum ich bereit war, <Unschuldige> zu verraten! Ein jeder, der durch meine Hand starb, war ein Verbrecher, ein Trunkenbold oder notfalls ein Mann, kurz vor dem Tode." "Allada..." flüsterte Altair heiser, seine Stimme brach jedoch im Schrecken des Erfahrenen.
"Sie ist in Ordnung! Es geht ihr wieder halbwegs gut. Sie ließen sie in Frieden, als ich schwor Sibrand zu Hilfe zu sein, um dich zu fassen! Ich kann es selbst nicht glauben, aber ich hoffte, er fürchtete sich zurecht, ich betete zu Allah er möge dich schicken und dieses Kapitel meiner Tragödie beenden!" Mühsam hatte der Assassine wieder zu seiner Fassung gefunden. "Du wünschst, dass ich dich erlöse?"
Özcan drehte sich nun endlich um, begegnete ihm offen und studierte die wenigen Züge, die er erfassen konnte. "Nein, Altair Ibn La-Ahad, ich will dass du uns alle erlöst!" Stille trat zwischen sie, nur unterbrochen vom stärker werdenden Heulen des Windes. "Ihr kennt die Prophezeihung? Meinen Namen?" "Ich mag geknechtet, aber nicht völlig zerstört sein! Ich habe sie erfahren, als ich in mühsamer Kleinarbeit in den Aufzeichnungen Sibrands stöberte und schließlich, erst vor wenigen Tagen, mit Yahmmun Al Ashab sprach! So ein bedeutungsvolles Dokument, lose verschlissen unter unwichtigen Schreiben! Sibrand hat es wohl nie gelesen, er lehnte zu viel intellektuelle Tätigkeiten ab!" Seine Hand legte sich vorsichtig auf die Schulter seines Gegenübers. "Ihr seid nicht mehr jener, den ich einst hasste und ich bin nicht mehr der, der ich damals war! Wir haben zu viel durchgemacht, ich bin beinahe daran zerbrochen, aber wir leben immer noch, also sollten wir wohl die Gunst der Stunde nutzen und endlich Frieden schließen! Robert de Sable befindet sich in Jerusalem, Sibrand erhielt gestern eine Nachricht von ihm. Allah sei mit dir auf deinem Weg!" Altair hob den Kopf, lächelte. Respekt war das mindeste, was er diesem Manne erweisen konnte, nun da er wusste, wie sehr Özcan suchte Allada zu schützen und nur deswegen getan hatte, was unrecht und grausam war, dass er aber tief in seiner Seele immer noch Teil ihrer Bruderschaft war. "Und mit euch im Geiste, mein Freund!" erwiederte er tief aus dem Herzen.