Hands-On Bericht zu Assassins Creed Altair's Chronicles für Nintendo DS

Ubisoft ist schon so manches Mal für Überraschungen gut gewesen, und so gelang dem französischen Publisher erst letztes Jahr ein ganz großer Coup mit den Konsolen Versionen von Assassin's Creed. Die PC Version des Spiels soll noch mal ein Quäntchen besser überarbeitet nun auch bald vor der Tür stehen, und bei dem bahnbrechenden Erfolg des Assassinen Altair war es auch nicht verwunderlich, dass Ubisoft vor kurzem eine DS Version ankündigte. Wir ließen es uns nicht nehmen, die neue Version mal selbst zu begutachten, und reisten nach Düsseldorf.

Assassine am Start

Kein Animus und auch kein direkter Hinweis auf Abstergo erwartet euch zu Beginn des DS Abenteuers von Altair, welches vor dem Konsolen Pendant angesiedelt ist - lediglich ein hübsch designtes Startmenü mit dem Abstergo Logo und dem Punkt "Erinnerungen" erinnert uns zunächst an den großen Bruder.

Steuerung einfach - Einfach genial

Wer Assassin's Creed kennt, weiß auch, dass es nicht gerade für eine hoch komplizierte Steuerung berühmt ist - und das ist auch bei der DS Version nicht anders.

Halten wir den R-Knopf gedrückt, beginnt unser Lieblingsassassine zu gehen - das wirkt weniger auffällig und alarmiert so auch keine Wachen, die sich in den einzelnen Levels aufhalten. Über R balancieren wir auch über die dünnste Holzstrebe mit Erfolg ohne hinunter zu stürzen, und drücken wir den B-Knopf inklusive einer Richtung über den Digipad, springt Altair beherzt von Dach zu Dach. Rücken uns Templer auf den Hals, haben wir entweder die Möglichkeit sie mit einem kurzen Schlag zu attackieren oder ihren Schlag zu blocken um dann unsererseits einen Schmetterschlag auszuführen, indem wir den Y-Knopf dreimal hintereinander drücken. Der Schmetterschlag zieht die meisten Punkte ab, und so besiegen wir fast jeden Gegner bereits mit 2 Schmetterschlägen.

Ähnlichkeiten zum großen Bruder - Das Animus System

Startet man zum ersten Mal Altair's Chronicles, so kommt auch gleich der AHA Effekt. Das Interface sieht nämlich bis auf wenige Ausnahmen den großen Brüdern auf den Konsolen und dem PC zum Verwechseln ähnlich. In der oberen Ecke zeigt uns das Abstergo Logo, ob wir entdeckt wurden oder nicht, rechts davon sind die Synchronisierungsleisten, welche unsere Lebensenergie repräsentieren, und auf dem Touchscreen strahlt uns eine Karte entgegen, die uns genau zeigt, wo wir was bzw. wen finden. Letzteres stellt jedoch eigentlich kein allzu großes Problem dar, denn wie schon auf der Konsole weisen uns auch hier Pfeile den Weg, was angesichts der fehlenden, drehbaren Kamera auch notwendig ist, würden doch sonst Wege nach unten schlichtweg ungesehen bleiben.

Unterschiede im Gameplay

Den meisten Fans, die Assassin´s Creed gespielt haben, dürfte bekannt sein, dass dahinter das Entwickler Team von Ubisofts Prince of Persia Reihe steckte. Zwar ist das bei der DS Version nicht der Fall (das Spiel wird von Gameloft entwickelt), jedoch merkt man gerade bei der DS Version die Verwandschaft zum arabischen Action-Adventure sehr deutlich. Zum einen ist die Kamera statisch und erlaubt nur einen leicht isometrischen Blick auf das Geschehen, zum anderen erinnert das Level Design sehr an das des persischen Prinzen - was auch kein Wunder ist, zeichnete Gameloft doch auch schon verantwortlich für die überarbeitete Xbox Live Arcade Version von Prince of Persia. Klettereinlagen sind nicht selten, und auch die tödlichen Stacheln, welche im PoP Klassiker öfter mal plötzlich aus dem Boden schießen und somit zum Ableben des Prinzen führten, findet man in Altair's Chronicles wieder (gleiches gilt übrigens auch für Plattformen, die unter einem zusammenbrechen). Selbst die Gegner KI wirkt uns vertraut. Was uns hingegen gänzlich neu erschien, waren die überall blau leuchtenden Kugeln, welche wir im gesamten Level einsammeln und notfalls gegen Lebensenergie (Synchronität) oder Waffenupgrades eintauschen dürfen.

Musik in unseren Ohren

Eines, was leider nur sehr wenig zum Einsatz kam, jedoch mit Sicherheit maßgeblich zum Erfolg der Konsolen Versionen beitrug,2 findet sich auch in Altair's Chronicles wieder - die musikalische Untermalung. Wie wahrscheinlich jeder Fan, so haben auch wir uns schon des Öfteren die Soundtrack Dateien, die Ubisoft damals freigegeben hatte, angehört und fühlten uns sofort nach Akkon, Damaskus oder Jerusalem versetzt (wo wir im späteren Spielverlauf auch noch unterwegs sein sollen, wie uns verraten wurde). Auch in der DS Version hat Ubisoft nicht gekleckert sondern eher geklotzt. Die musikalische Untermalung des Spiels erinnert uns sofort an den großen Bruder und gibt uns ein Gefühl der Vertrautheit.

Grafik & Animationen

Grafisch gehört Assassins Creed eher zu den besseren DS Spielen. Held Altair ist gut zu erkennen, Templer schwer zu übersehen und auch die Landschaft wirkt in unser Probeversion stimmig. Sogar die Animationen sind für DS Verhältnisse ausgesprochen gut gelungen. Balancieren wir den Assassinen etwa über eine Holzleiste geht er - wie in den Konsolen Versionen - leicht in die Hocke und hält sich, falls wir mal nicht rechtzeitig den R-Knopf drücken, sogar an der Leiste fest, um einem Absturz noch in letzter Sekunde zu entgehen.

Chroniken eines Assassinen

Es ist eher unüblich, hochqualitative Zwischensequenzen wie in den Konsolenspielen auch auf den DS zu transportieren, daher waren wir positiv überrascht, dass manche Zwischensequenzen in Form von zwar sehr kurzen, aber dennoch sehr hübsch gerenderten Videosequenzen unterstrichen wurden. Generell sind Letztere jedoch eher die Seltenheit, denn Altair's Chronicles setzt in erster Linie auf Bilder und eingeblendete Textpassagen.

So spielt sich Altair's Chronicles

Der Ablauf des Spiels ist eigentlich fast wie ein Jump & Run gehalten. Ihr klettert Leitern hinauf, um auf die Häuserdächer zu gelangen, weicht todbringenden Stacheln aus, rennt über herab stürzende Steinplattformen hinweg, springt von Dach zu Dach und metzelt mit der Schmetterattacke so manchen Templer und Bogenschützen nieder - der persische Prinz lässt grüßen. Rätsel sind eher unkompliziert gestaltet und leiten meist nur ein Mini Spiel ein.

So steht ihr beispielsweise vor einem verschlossenen Tor, müsst jedoch dringend dort hindurch. Die Lösung ist nah, sind Altair doch zwei Personen aufgefallen, von denen eine der beiden den Schlüssel zum Tor haben könnte. Ganz wie im großen Vorbild, bedient ihr euch hier den flinken Fingern des Assassinen und erleichtert den bösen Buben mal eben um den Schlüssel. Doch - und das finden wir interessant - mit einem Knopfdruck wie in der Konsolen Version ist es nicht getan. Leitet ihr mit dem A-Knopf das Mini Spiel ein, seht ihr zunächst ein kleines Tutorial, wie der Taschendiebstahl ausgeführt werden sollte. So müsst ihr zunächst den Bildschirm mit dem Stylus des DS von den schwarzen Feldern befreien, die den Inhalt des virtuellen Beutels verdecken und anschließen im "heißen Draht" Stil den Schlüssel aus dem Beutel zu entweden - das alles unter Zeitdruck. Zwar sind unsere Finger nicht ganz so geschickt wie die des geschätzten Altair, aber schon nach dem ersten Versuch gelingt es uns unbemerkt, den Schlüssel in unseren Besitz übergehen zu lassen.

Ein weiteres Mini Spiel begegnet uns später, nachdem wir einen Verräter gefunden haben. Wir brauchen dringend Antworten für Al Mualim, jedoch scheint uns der Knabe nicht sonderlich kooperativ zu sein, also bedienen wir uns einer weiteren Fähigkeit unseres Helden und "überreden" ihn zur Kooperation. Während wir uns im großen Vorbild mit Faustschlägen die gewünschte Mitarbeit erarbeiten müssen, geht Altair's Chronicles einen sehr geschickten Weg und löst dies per Mini Spiel. Auf dem Touchpad erscheint der Rücken unseres Gegners und zahlreiche Stellen an diesem, deren Berührung ausgesprochen unangenehm sein dürften. Kleine Kreise zeigen uns, in welcher Reihenfolge wir die erscheinenden Symbole anklicken müssen, bevor diese verschwinden - kurzerhand packen wir unser Opfer und drehen dessen Arm nach oben. Endlich scheint der Verräter einem Gespräch nicht abgelehnt zu sein. Mutig kämpfen wir uns durch den Rest des Levels, als Altair zum Sprung ansetzt und die versteckte Klinge in seiner Zielperson versenkt - wir hatten diese Kleinigkeit schon vermisst. Aber wo bleibt der blaue Raum und das "Geständnis" des Opfers? Stattdessen steht Altair unmittelbar nach dem erfolgreichen Attentat wieder auf und das Spiel geht weiter. Kein Wunder, denn Gameloft verzichtete bis auf das HUD vollständig auf die futuristischen Elemente in Altair's Chronicles.

Gesamteindruck

Es kommt ausgesprochen selten vor, dass ein Spiel, welches von den großen Plattformen stammt, auf einer technisch doch sehr begrenzten Plattform wie dem Nintendo DS überzeugen kann. Wenn dem so ist, dann liegt dies nicht selten im guten Spieldesign begründet. Altair's Chronicles ist so eine Ausnahme, grafisch durchaus nett anzusehen, soundtechnisch ohne jeglichen Makel und ein Spieldesign, das uns bis in das kleinste Detail schon ganz gut gefällt. Einzig die isometrische Kamera-Perspektive ist ein wenig störend, sieht man so doch nicht immer, ob man bereits am Ende einer Stange angekommen ist und nun zur nächsten springen kann - was uns besonders gegen Ende des Events diverse virtuelle Leben kostete.

Die Mini Spiele sind einfallsreich gestaltet und passen wunderbar in die diversen Szenarien. Zwar hätten wir uns gewünscht, auch die versteckte Klinge nutzen zu können oder dass Altairs Schritttempo ein wenig reduziert wird, wenn man in den "Stealth" Modus wechselt bzw. auch das die gegnerische KI schneller auf uns reagiert, aber das sind Kleinigkeiten, über die wir, angesichts eines eigentlich bisher gelungenen Spiels, hinweg sehen können. Unsere Probeversion machte bereits einen guten Eindruck, da störte es uns auch nicht allzu sehr, dass die Umgebung wie Masyaf aus technischen Gründen nicht der des Konsolenvorbilds entsprach. Wir hoffen, dass uns auch das finale Resultat überzeugen kann - bisher scheint uns Gameloft / Ubisoft jedoch auf einem guten Weg zu sein.