Assassin's Creed Pirates – Test

Geschrieben von Gruumsh.

Vielen Dank an Ubisoft für die Zurverfügungstellung des Spiels. Als Testsystem diente das iPhone4S, die im Artikel enthaltenen Screenshots stammen aus selbiger Version. Auf aktuellen Tablets wie dem iPad Air sieht die Grafik noch eine Ecke schöner aus.

Nichts für Landratten: Statt bei dem Versuch zu scheitern, verwinkelte Kraxeleien durch Städte und rasante Nahkämpfe mit mehreren Gegnern auf Touch-Steuerung zu übertragen, legt der mobile Ableger Assassin's Creed Pirates seinen Fokus voll und ganz auf die in Assassin's Creed 4: Black Flag erfolgreich neu eingeführte Welt der weiten Gewässer, Schiffe und Kanonenkugeln zum Goldenen Zeitalter der Freibeuterei.

Mobile Seefahrt zum Schwärmen

Hochmütig stehen wir hinter dem Steuerrad, betrachten das glitzernde Licht der Mittagssonne in den uns sanft hochschaukelnden Wellen, erspähen in der Ferne Umrisse von Inseln und lauschen derweil einem atmosphärischen Geräuschepotpourri bestehend aus dem Knarzen der Fregatte, Möwenlauten und dem Geplätscher des Meeres. Unsere Crew stimmt ein neues Seemannslied an, nicht weit von uns steigt anscheinend aus purer Freude ein Wal mitsamt spritzender Wasserfontäne hervor.

Ihr merkt an unserer malerischen Beschreibung des Geschehens, dass sich die Technik detailverliebt zeigt und auf dem Mobile-Sektor ganz oben mitmischt - da lassen sich selbst manchmal aufkommende Ruckler verschmerzen. Mit abendlichem und nächtlichem Szenario sowie wilden Regenstürmen ist zudem für dynamische Abwechslung der Grafik gesorgt. Die sich bei „Black Flag“ bedienende Menümusik rundet das tragbare Piratenwohlfühlpaket souverän ab.
Kein Zweifel: Diese Seefahrt ist wunderschön - aber ist sie auch lustig?

Alonzo Batilla, Mighty Pirate™

Unserem Alter Ego namens Alonzo Batilla ist anfangs nicht zu Späßen zumute. Schließlich versauert er mit seinem Freund Jumao gefesselt unter Deck. Was für ein Glück, dass die aufstrebende französische Piratenlegende „La Buse“ vorbeisegelt und den Kahn entert. Zum Dank antworten wir in einem kurzen Wortwechsel recht frech, woraufhin er uns zum Kapitän ernennt und ein Schiff schenkt. Klingt an den Haaren herbeigezogen? Ist es auch.

Präsentiert werden die Gesprächssequenzen in nicht-animierten Comicbildern vor Ingame-Hintergründen. Die Modelle sind zwar stimmig und nett gezeichnet, heutzutage jedoch vor allem aufgrund der Statik nicht mehr zeitgemäß. Obwohl wir im späteren Spielverlauf auf aus „Black Flag“ bekannte Piraten wie Ben Hornigold treffen, ist die Geschichte insgesamt vernachlässigbar – schade!

Beschuss? Handbremse!

Vielmehr liegt das Hauptaugenmerk von „Assassin's Creed Pirates“ auf Seeschlachten zwischen unserem und meist einem gegnerischen Schiff, was in einer Art reaktionsbasiertem Minispiel mit Angriffs- und Verteidigungsphase ausgetragen wird. Startet der Gefechtsmodus, fahren die Kontrahenten in hohem Tempo Seite an Seite das Meer entlang – eine eigene Lenkung entfällt also. In unserer Angriffsphase zielen wir mit einer Kanonensalve Richtung Gegner und versuchen, seinen Gesundheitsbalken gen Null zu senken. Wie schon in „Black Flag“ ist zudem die Drehbasse, eine starke Minikanone, Teil unseres Offensivfeuerwerks.

In der Abwehrphase wiederum müssen wir teils gegnerischen Breitseiten ausweichen, indem wir im richtigen Moment abrupt Abbremsen oder den Turbo einschalten, und seit dem Update 1.1.0 einzelne Kanonenkugeln mit dem Finger „zerschneiden“ oder explosive Fässer „antippen“, um deren Einschläge bei uns zu verhindern. Gelingen uns mehrere Ausweichmanöver hintereinander, erhalten wir sogar ein Kettengeschoss, mit dem wir aufkeimende gegnerische Angriffe sofortig unterbinden können.

Der zu niedrig angesetzte Schwierigkeitsgrad und die mangelnde Abwechslung sorgen allerdings dafür, dass sich die schicken Gefechte auf Dauer eintönig spielen. Als belohnenden Ausgleich heimsen wir immerhin nach jedem Scharmützel Treibgut, Gold und Erfahrungspunkte ein.

Karibische Vielfalt

Auf freier See steuern wir unseren Kahn entweder aus der 3D-Perspektive oder deutlich komfortabler und schneller mithilfe der 2D-Kartenansicht, auf der wir unserem Schiff die gewünschte Route mit dem Finger „vormalen“. Die verschiedenen weitläufigen, aber begrenzten Gebiete, die wir nach und nach freischalten, sind nämlich proppenvoll mit Missionen und hervorgehobenen Orten, die von uns angefahren bzw. „angemalt“ werden möchten. So können wir Leuchttürme in einem Kampf erobern, wodurch der allumfassende Karten-Nebel regional verschwindet. Attentatsmissionen starten, in der wir den Sichtkegeln von patrouillierenden Schiffen ausweichen müssen, um zum Ziel zu gelangen. Schmuggleraufträge annehmen. Mittels gefundenen Schatzkarten Schätze einsammeln. Oder Rennen absolvieren, die ausnahmsweise ohne Gefechte vonstatten gehen.

Die vielfältigen Missionstypen und Beschäftigungsmöglichkeiten motivieren ungemein und halten uns an der Stange, woraufhin sich schnell ein „Nur noch dieser Leuchtturm!“- oder „Nur noch eine Mission!“-Gefühl einsetzt.

Eine Buddel voll Upgrades

Dank verdienter Erfahrungspunkte steigen wir im Level auf. Mit höherer Levelstufe erweitert sich in der Taverne die Auswahl an rekrutierbaren Crew-Mitgliedern. Dies fängt beim einfachen Schiffsjungen an und geht über den grimmig dreinblickenden Kanonier bis hin zum prächtig gekleideten Quartiermeister. Heuern wir sie gegen einen Goldpreis an, werden neue auswählbare Eigenschaften für unser Schiff freigeschaltet – seien es passive Upgrades für den Rumpf oder offensive Kanonenmodifikationen. Durch die Individualisierungen können wir unseren bevorzugten Spielstil ausleben oder je nach Situation anpassen.

Auch bessere Schiffe werden mit höherer Stufe freigeschaltet. Für deren spezifischen Upgrades müssen wir ebenfalls unsere hart ergaunerten Goldmünzen hinblättern. Durch die Vielzahl an Ausgabemöglichkeiten schwimmen wir nie unnötig in Geld, was uns stets am Ball hält, neuen Zaster „erwirtschaften“ zu wollen.

Keine Halsabschneider

Dabei schreit das Währungssystem doch geradezu nach einem nervigen Ingame-Shop, der den Spieler schlimmstenfalls alle Nase lang dazu ermuntert, € 3.59 für ein virtuelles Säckchen Gold auszugeben – der größte Immersionskiller schlechthin. Dies ist hier erfreulicherweise nicht der Fall, wie wir zufrieden feststellen.

Fazit

Ein kluger Schachzug von Ubisoft, auf eine vereinfachte Variante der Seefahrt aus „Black Flag“ bei diesem mobilen Titel zu setzen. Auf der einen Seite kann zwar die Hintergrundgeschichte nicht überzeugen und die Seegefechte werden mangels Abwechslung im Kampfsystem nach einigen Stunden mehr und mehr lästig, auf der anderen Seite gibt es dafür viel zu erkunden und die Aufwertungsspirale des Schiffs weiß zu motivieren. Nicht zu vergessen die für den Mobile-Sektor herausragende Technik in Sachen Grafik und Sound!
Im Vergleich zum großen Bruder auf den Heimkonsolen säuft „Assassin's Creed Pirates“ natürlich in allen Bereichen ab - aber daran sollte es gar nicht gemessen werden. Wer nach einem kurzweiligen Action-Abenteuer für unterwegs (Smartphone) oder Zuhause auf der Couch (Tablet) sucht, wird hiermit mehr als zufrieden sein.

Wertung: 8/10

Assassin's Creed Pirates ist sowohl im iTunes App Store als auch im Amazon.de Android App-Store für € 4,49 (UVP) erhältlich.