Assassin's Creed Liberation HD - Review - Seite 1

Geschrieben von Vargo

Das erste Assassin's Creed erschien in Europa am 15. November 2007. Seit dem hat die Serie es auf insgesamt sechs reguläre Teile gebracht. Diese Entwicklung wird von vielen als bedenklich angesehen, da es dem Call of Duty-Konzept entspricht; ein Konzept, welches auf Sportspiele beruht und vorsieht das jährlich ein Titel erscheint. Anders als in der Call of Duty-Serie, bietet jeder Teil von Assassin's Creed seit Brotherhood jedoch eine eigenständige Idee. In Brotherhood war es die Ausbildung von Assassinen, in Revelations war es das Tower-Defense-Minispiel, im dritten Teil der Aufbau der Siedlung und in Teil 4 die Jack Daw als zweiter Hauptdarsteller. Die Umsetzung des Playstation Vita-Spiels Assassin's Creed Liberation schlägt in eine ähnliche Kerbe. Mit dem Element der drei unterschiedlichen Kleidungsstücke kommt frischer Wind in die doch schon leicht angestaubte Mechanik. Kann aber dieses einzelne Element das Spiel vor der Beliebigkeit retten?

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Ubisoft für die Testversionen für PC, PS3 und Xbox 360 bedanken!

Story

Im New Orleans des 18. Jahrhunderts kämpft die Assassine Aveline de Grandpré, Tochter eines französischen Edelmannes und einer afrikanischen Mätresse, gegen die Sklaverei und natürlich die Templer. Hinter den Operationen des Ordens steckt eine enigmatische Persönlichkeit namens Company Man, der auf der Suche nach einem uralten Artefakt ist.

Die anfangs sehr fahrig und sprunghaft erzählte Geschichte, bietet erst gegen Ende wirkliche Twists. Der Einstieg gerät bei alldem leider sehr holprig, wodurch es schwer fällt mit den Charakteren gleich eine Bindung aufzubauen. Besonders Avelines Lehrmeister Agaté hat unter dieser Sprunghaftigkeit zu leiden, denn Sympathie kann man für ihn nicht so recht entwickeln. Auch sonst sind die Sprünge, die teilweise über Jahre gehen, sehr unschön gelöst. Im Ladebildschirm bekommt man Texttafeln präsentiert, die einem das Fortschreiten der Geschichte näher bringen. Eine sehr plumpe Lösung. Wie es besser geht, hat Assassin's Creed 3 durch die Erzählungen Connors bewiesen.

Es gelingt zwar die Protagonistin als solche sympathisch und voller Zweifel darzustellen, aber ansonsten bleiben die Figuren allesamt eher blass und beliebig. Nur durch eine Wendung am Schluss wird noch einmal Interesse geweckt. Alles in allem ist dies aber zu wenig. Es ist auch schade, dass es keine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Sklaverei gibt. Sie wird zwar thematisiert, dient aber nur als treibende Kraft für Aveline. Der Assassin's Creed-Serie täte dahingehend etwas mehr Mut zu solch ambivalenten Themen gut.

Einen Gegenwartsplot sucht man hingegen vergeblich. Es ist eine bedauerliche Entwicklung, dass die Gegenwart in der Serie immer geringere Bedeutung erhält. Es ist vollkommen in Ordnung, dass die Geschichte um Desmond endlich beendet wurde, aber der Kampf zwischen Templern und Assassinen bietet auch in der Gegenwart noch genug Potential.

Gameplay

In Sachen Spielmechanik gibt es, wie von der Serie mittlerweile bekannt, nur wenige eigenständige Ideen. Das Klettern funktioniert flüssig und die Kämpfe sind durch die mächtigen Konterattacken immer noch zu leicht. Die größte Neuerung sind die drei Kostüme, zwischen denen Aveline in speziellen Kammern hin und her wechseln kann. Dazu gehört das Kleid einer Edeldame, welches ideal für die Infiltration von Bällen oder ähnlichen Veranstaltungen ist. Jedoch erlaubt das Kleid nur das Tragen einer minimalen Ausrüstung und Klettern ist in dem Fummel auch nicht möglich. Anders verhält es sich mit der Sklavenkleidung: In ihr darf man zwar Klettern, wenn man es aber macht, steigt recht rasch der Bekanntheitsgrad an. Wenn man jedoch zum Beispiel eine Plantage infiltriert, bietet die Verkleidung unter anderem die Möglichkeit andere Sklaven aufzustacheln. Das dritte Kostüm entspricht der klassischen Assassinentracht. Wenn man diese jedoch trägt, ist man für Wachen immer verdächtig. Dafür hat man jedoch Zugriff auf alle Ausrüstungsgegenstände.

Unter diesen befinden sich Klassiker wie Giftpfeile, Pistolen, ein Schwert, eine Machete und neuerdings eine Peitsche. Die Peitsche wird auch bei den Parcour-Einlagen gelegentlich wichtig, denn man kann sich mit ihr an bestimmten Stellen über Abgründe schwingen. Auch im Kampf ist die Peitsche sehr nützlich, denn sie erlaubt es Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, wodurch sie ein leichtes Ziel für Attacken werden. Über die Kanus, die besonders im Bayou eine größere Rolle spielen, verliere ich besser kein Wort, da deren Steuerung katastrophal ausfällt. Eine Wildwasser-Rafting-Mission wird dadurch förmlich zum Glücksspiel, denn die Gefährte reagieren viel zu empfindlich.

Eine Wiederkehr feiern auch die Vorgaben während der Missionen, durch die man erst eine 100 prozentige Synchronisation erreicht. In meinen Augen ist dies immer noch eine plumpe Option um mehr Anspruch in das Spiel zu bringen, denn so verliert man einiges Gefühl für Atmosphäre, da man sich nicht für eine eigene Herangehensweise entscheiden kann. Zwar kann man die Vorgaben ignorieren, aber dann ist eben ein erneutes Spielen der Mission nötig, möchte man die kompletten 100 Prozent erreichen. Eine Art Contract-Modus wie man ihn aus Hitman Absolution kennt, wäre da die elegantere Version gewesen. In der jetzigen Form wird der Spielfluss unschön unterbrochen.

Auch eine kleine Handelssimulation hat wieder ihren Weg ins Spiel gefunden. Diese bietet aber keine wirkliche taktische Herausforderung. Die Schiffe auf den Handelsrouten können nicht untergehen. Lediglich durch Piraten kann man einen kleinen Teil der Fracht verlieren. Unwägbarkeiten wie Wirbelstürme sorgen nur für eine Verlängerung des Auftrags. Außerdem häuft man durch das Handeln viel zu schnell enorme Reichtümer an.

 


 

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